27.09.2024

Zur Ruhe kommen in Organisationen: Utopie, Wunschdenken oder im Bereich des Möglichen?

Einige Gedanken, ausgelöst durch eine Kaderveranstaltung.

In Ruhe nachdenken

Ab und zu die Zeit anhalten sollten sich Organisationen gerade in hektischen Zeiten leisten.

Eine Organisation hält inne und befasst sich mit den anstehenden Herausforderungen und mit möglichen Zukunftsentwicklungen. Dazu veranlasst sie verschiedene Austausch- und Dialogformate inklusive eines hochkarätigen Inputs von einem Fachexperten aus der eigenen Branche. Auch wir durften mit einem Workshop-Format beitragen. Warum wir überzeugt sind, dass genau solche Austausch-, Dialog- und Diskursanlässe langfristig für mehr Ruhe, Orientierung und Fokus in Organisationen sorgen, davon berichtet dieser Blogbeitrag.

Die Geschwindigkeit nimmt nie mehr ab

Wir alle spüren es: viele Veränderungen sind im Gang, es sind unruhige Zeiten und wir erleben mehr Unsicherheit als Sicherheit. Immer wieder tauchen grosse Umbrüche auf, die Beschleunigung hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Dazu zitiere ich sehr gerne Heike Bruch, Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Leadership an der Universität St. Gallen, die sagt: «Wir leben gerade in der langsamsten Zeit, in der wir je leben werden.» Ein Zitat, das mich nachdenklich macht. Wenn wir um uns schauen und sehen, unter welchen Belastungen die allermeisten Organisationen agieren ist es schwer vorstellbar, wie all diese Organisationen mit noch mehr Geschwindigkeit umgehen sollen.

Durch Austausch, Dialog und Diskurs zu mehr Klarheit kommen

Eine Möglichkeit – die fast schon als Provokation aufgefasst werden könnte – ist das bewusste Innehalten, um nachzudenken und miteinander zu reden. Denk- und Dialogräume laden uns zuerst einmal ein, herauszutreten aus dem Gewusel des Alltags. So finden wir Distanz zur eigenen, oft fragmentierten Arbeit und können so Gedanken, Überlegungen, Meinungen und Fragen von anderen Personen folgen. Dabei öffnet sich unsere Perspektive und das durch den hohen Druck eingeengte Blickfeld weitet sich. Jetzt sind wieder Fragen möglich wie:

  • Was ist tatsächlich wichtig für uns?
  • Was ist unwesentlich?
  • Was hängt wie zusammen?
  • Was bedeutet das für uns?

Denken ist Arbeit

In Ruhe nachdenken ist nicht einfach in stressigen Zeiten, in denen Tun, Machen und aktive Tätigkeit enorm hoch bewertet sind. Gemeinsam denken ist nicht nichts tun, sondern führt zu einer Klarheit und damit wieder zu Orientierung und schlussendlich auch zu Fokus. Dialog, Austausch und Diskurs helfen dabei, ein gemeinschaftliches Verständnis zu bilden. Denn wenn ich verstehe, um was es jetzt gerade geht, ist es leichter mitzutragen. Gemeinsame Denkräume sind die beste Vorbereitung zum effektiven Handeln. Oder wie Jenny Odell, eine amerikanische Künstlerin und Schriftstellerin, sagt: «Aufmerksamkeit ist der Keim von Verantwortung.» So können kluge und nachhaltige Lösungen entwickelt werden.

Was nehmen wir mit aus dieser Veranstaltung?

Dieser Anlass hat uns in unseren Überzeugungen bestätigt:

  • Der Raum für Austausch und Dialog wird von den Teilnehmenden sehr geschätzt, die Energie ist hoch.
  • Im Austausch treten die verschiedenen Perspektiven in Erscheinung und werden durch das Aufschreiben für alle sichtbar gemacht. Jede Stimme hat den gleichen Wert - das ist bedeutsam.
  • Etwas gründlich zu verstehen hilft, um den Anteil des Systems zu erkennen und ein Problem nicht als Individualproblem zu verorten.
  • Den grösseren Zusammenhang zu sehen hilft, dass das Gefühl von «Alles ist im Wandel und es wächst mir über den Kopf» kleiner wird.
  • Dialog-, Diskurs- und Austauschmöglichkeiten erzeugen durch sich Verbundenheit, während Appelle an das Commitment relativ wirkungslos sind.
  • Menschen wollen beitragen und haben kluge und valable Einsichten zur Organisation.
  • Menschen haben ein hohes Interesse, dass die Organisation zukunftsfähig ist und bleibt.

Wir gratulieren dieser Organisation zu diesem Weg und erfreuen uns über den guten Spirit, den wir erleben durften!

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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