Rote Pille oder blaue Pille? Schokolade oder Vanille? Make or buy? Ständig verlangt das Leben von uns Entscheidungen. Das ist nicht immer einfach, jedoch insbesondere im organisationalen Kontext wichtig. Weil Entscheidungen auf Wahrnehmung – also dem Verarbeiten von eintreffenden Informationen – beruhen, ist es hilfreich zu verstehen, wie Wahrnehmung funktioniert. Damit ich klügere Entscheidungen fälle.
Wir denken nicht oft darüber nach, wie wir wahrnehmen und was. Die simple Erklärung ist, dass wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen. Doch was wir dabei wahrnehmen (und verarbeiten) ist eine andere Geschichte. Wahrnehmung ist ein komplexes Zusammenspiel zwischen den Sinnesorganen, dem Gehirn und kognitiven Faktoren. Sie ermöglicht es uns, unsere Umwelt zu verstehen, auf sie zu reagieren und Entscheidungen zu treffen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Wahrnehmung ein dynamischer Prozess ist, der nicht nur auf den Sinnesorganen beruht, sondern auch auf der Verarbeitung und Interpretation im Gehirn. Zudem ist die Wahrnehmung subjektiv, da individuelle Unterschiede und kognitive Faktoren eine Rolle spielen.
Es gibt zwei eindrückliche Experimente, die das anschaulich aufzeigen. Beide stammen vom Fotokamerahersteller Canon.
Beim ersten Experiment bat Canon sechs professionelle Fotograf:innen, ein Porträt eines Mannes anzufertigen. Es handelte sich immer um den gleichen Mann, jedoch erhielten die Fotograf:innen jeweils unterschiedliche (erfundene) Informationen über ihn. So war er Selfmade-Millionär, Hellseher, Alkoholiker, Lebensretter, Ex-Gefängnisinsasse oder Fischer. Aufgrund der jeweiligen Vorinformation gingen die Fotograf:innen ganz unterschiedlich auf den Mann ein und stellten ihn entsprechend anders dar. Canon schloss daraus: «A photograph is shaped more by the person behind the camera than what is in front of it.» (Ein Foto wird mehr von der Person hinter der Kamera geprägt als von dem, was sich vor der Kamera befindet.). Das eindrückliche Video dazu gibt es hier (YouTube, 3:16 Minuten).
Das zweite Experiment (The Obsession Experiment) zeigt, wie sich unsere Wahrnehmung schulen lässt. Canon setzte drei Menschen vor eine Fotografie und bat sie, das Bild zu betrachten. Mit einer Eye-Tracking-Technologie hat Canon die Augenbewegungen der drei Menschen festgehalten. Die erste Person war fotografische Laiin, die zweite Person ein Fotografiestudent und die dritte Person war ein professioneller Fotograf, der das zu betrachtende Bild gemacht hat. Die Auswertung der Augenbewegungen zeigt eindrücklich, wie unterschiedlich die Personen das Bild betrachten. Je geschulter die Person ist, desto intensiver und detaillierter hat sie das Bild wahrgenommen. Auch zu diesem Experiment gibt es ein Video (YouTube, 2:22 Minuten).
Und was hat das mit Wirtschaft, Arbeit und Organisationsentwicklung zu tun? Weil Entscheidungen auf Wahrnehmung beruhen ist es hilfreich zu verstehen, wie Wahrnehmung funktioniert und was sie beeinflusst. Neben den zwei dargestellten Faktoren «Vorwissen» und «Grad der Professionalität» gibt es noch weitere, die unsere Wahrnehmung verzerren:
Um diesen Wahrnehmungsverzerrungen auszuweichen hilft der Tipp von Frank Habermann und Karen Schmidt: «Glaub nicht alles, was du denkst!».
Und wie kümmern Sie sich um ihre Wahrnehmung? Die folgenden Fragen können helfen:
Kennen Sie noch weitere Methoden, um der Wahrnehmungsverzerrung auszuweichen? Schreiben Sie einen Kommentar dazu!
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