22.01.2025

Mentale Modelle und ihre Bedeutung für die Zukunft

Eine Buchbesprechung und ihre Erkenntnisse.

Mentales Modell

Um mentale Modelle zu hinterfragen hilft der Blick über den Tellerrand.

Im crearium Buchklub vom Dezember haben wir das Buch «Mach dich frei! Eine Anleitung für klares Denken & bessere Lösungen» von Svenja Hofert besprochen. Wir haben uns auf dieses Buch sehr gefreut, denn mit mentalen Modellen befassen wir uns bereits wegen Peter Senge, David Bohm, William Isaac oder Daniel Kahnemann. Gerade im Umgang mit Komplexität scheinen uns mentale Modelle sehr zentral und damit auch zukunftsweisend zu sein. Welches unsere Erkenntnisse aus dem Lesen und der Besprechung waren, berichten wir gerne in diesem Blogbeitrag.

Ein mentales Modell ist eine Erklärung der Wirklichkeit

Es gibt kein «So ist die Welt». Wir nehmen die Welt durch unsere selektive Wahrnehmung wahr und interpretieren, um Orientierung zu gewinnen und unser Handeln abzuleiten. Aus unzähligen Einzelausschnitten denkt sich unser Hirn die Zusammenhänge. Das alles passiert «mental». Der Begriff «mentales Modell» stammt aus der Kognitionspsychologie und wurde durch Philip Johnson-Laird geprägt. Er sagte: «Ein mentales Modell ist eine Erklärung von der Wirklichkeit, ohne selbst die Wirklichkeit zu sein.» Es ist also eine Art Denkkrücke, wie wir uns die Welt erklären im Versuch, die Welt zu verstehen.

Frühe Prägung

Mentale Modelle, also Denkvorlagen, werden früh in der Sozialisierung aufgenommen und sind uns oft nicht bewusst. Hier einige Beispiele:

  • Keep it simple and stupid.
  • Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
  • Hauptsache effizient.
  • Wir brauchen eine Fehlerkultur.
  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Drei Kategorien

Im Buch werden drei verschiedene Kategorien genannt:

Die mentalen Modelle im Buch stammen im Wesentlichen aus den Kategorien individuelle und kollektive (organisationale) Modelle.

Mentale Modelle aus der Vergangenheit sind wenig hilfreich für die Zukunft

Mentale Modelle werden aufgrund der Vergangenheit gebildet – häufig aus Erfahrung. Doch unsere Herausforderungen sind zu einem grossen Teil nicht mehr mit altem Wissen und gemachten Erfahrungen zu lösen – zu neuartig sind die Herausforderungen (noch nie dagewesen und bislang nicht/kaum vorstellbar). In der Beratung erleben wir oft, dass Organisationen feststellen, dass die bisherigen Systeme nicht mehr funktionieren, Alternativen jedoch weder vorhanden sind noch gedacht werden (können). Die Folgen sind Ratlosigkeit und Unsicherheit.

Lernen wird zunehmend wichtiger – auch für Hans, nicht nur für Hänschen

Doch das muss nicht sein. Durch das bewusste Überprüfen der mentalen Modelle und mit neuem Denken (also mit neuen mentalen Modellen) gestalten wir die Zukunft. Um ein Beispiel zu machen: Es ist nie zu spät, um zu lernen. Im Gegenteil, lernen spielt eine zunehmend wichtigere Rolle. Denn was Hänschen einmal gelernt hat, spielt für Hans oftmals praktisch keine Rolle mehr. Das wird besonders deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass ein Drittel der Menschen, die jetzt in der Schule sind, später einen Beruf ausüben werden, den es jetzt noch gar nicht gibt!

Erkenntnisse rund um das Thema mentale Modelle

Aufgrund der Lektüre und der Buchbesprechung im Buchklub haben wir für uns wichtige Erkenntnisse gewonnen:

  • Unsere mentalen Modelle sind uns oft nicht bewusst. Sie schlummern in uns und wirken unbewusst. Das Hervorholen und bewusst machen ist harte Arbeit (Reflexion). Das gilt für den einzelnen Menschen wie auch für Organisationen.
  • Wenn uns ein Denkmodell einmal klar ist, wird es oft als einzige Wahrheit und weniger als eine Möglichkeit verstanden.
  • Organisationen sind noch sehr ungeübt darin, ihre mentalen Modelle zu hinterfragen und auf die Zukunft auszurichten.
  • Denken ist Arbeit und nicht «nichts tun».
  • Unser Denken, unsere Sprache und unser Handeln können wir stärker bewusst gestalten, als wir uns oft zugestehen. Dazu bedarf es jedoch noch viel Übung von uns, um diesen Gestaltungsspielraum gut zu nutzen.

Das Fazit zum Buch

Das Buch ist sehr verständlich geschrieben und bietet einen guten Einstieg in das Thema. Die 100 aufgelisteten Modelle helfen enorm, um sich sein eigenes Denken (und die mentalen Modelle in Organisationen) bewusst zu machen und zu überprüfen. Svenja Hofert bietet zu allen bekannten mentalen Modellen ein alternatives Denkmodell an. Das Buch ist gut in Kapiteln strukturiert und kann so auch als Nachschlagewerk benutzt werden.
Natürlich sind 100 Modelle sehr viel. Dadurch sind die einzelnen Modelle auch nur sehr knapp beschrieben. Für das eigenen Lernen lohnt sich eine weitergehende Vertiefung.

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