Wer sich im Moment mit der Arbeitswelt, mit Komplexität und mit neuen Organisationsformen auseinandersetzt, kommt nicht umhin, sich mit seinen eigenen Denkmodellen oder mentalen Modellen zu befassen. Das merken wir in der Arbeit in Kundenprozessen, aber auch in unserem eigenen Entwicklungsprozess. Doch was sind eigentlich mentale Modelle? Und warum ist es hilfreich, sich damit zu beschäftigen? Davon handelt dieser Blogbeitrag.
Mentale Modelle beinhalten unsere verinnerlichten Annahmen, Verallgemeinerungen und Bilder, wie wir die Welt sehen, verstehen und uns erklären. Dabei bilden sie nicht nur unsere inneren Vorstellungen ab, also wie wir die Welt interpretieren, sondern sie steuern auch unsere Handlungen und beeinflussen, wie wir Wissen oder Informationen aufnehmen. Ein Beispiel: meine Annahme kann lauten «Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser». Wenn ich dieses Denkmodell habe, beeinflusst das meine Art, wie ich mit anderen Menschen zusammenarbeite.
Oder nehmen wir an, zwei Menschen mit unterschiedlichen mentalen Modellen beobachten die gleiche Situation. Wenn man sie nach diesem Ereignis befragen würde, kämen eventuell ganz unterschiedliche Aussagen heraus. Einfach, weil wir aufgrund unserer Denkmodelle selektiv wahrnehmen.
Auch im Management spielen mentale Modelle eine Rolle. Auch dazu ein Beispiel: an einer Veranstaltung hört ein Geschäftsführer oder eine Geschäftsführerin einen guten Vortrag, der ihm oder ihr einige Erkenntnisse liefert. Trotzdem werden die Erkenntnisse nicht weiterverfolgt oder sogar Handlungen angestossen. Warum nicht? Weil die neuen Erkenntnisse dem inneren, vielleicht unbewussten Denkmodell widersprechen. Dieses Muster zeigt sich auch bei den vielen Lernreisen nach China, Silicon Vally. Viele Personen kommen ernüchtert oder sogar enttäuscht zurück. Weil sie «nichts» oder für sie «unbrauchbares» gesehen haben. Weil sie beeinflusst durch ihre mentalen Modelle und der selektiven Wahrnehmung keine Offenheit zeigten, weitere, andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. Mentale Modelle sind per se Vereinfachungen. Problematisch werden sie dann, wenn die mentalen Modelle im Verborgenen wirken und oder als einzige «Wahrheit» gelten. Unsere mentalen Modelle sind immer Annahmen und unvollständig. Mentale Modelle können hilfreiche Abkürzungen oder Vereinfachungen sein. Sie sind einfach nicht nützlich, wenn das mentale Modell nicht länger die Wirklichkeit reflektiert oder kreatives Denken blockiert.
Ein erster Schritt ist, sich bewusst zu werden über die eigenen mentalen Modelle. Das ist gar nicht so einfach. Dabei helfen diese Fragen:
Also Reflexion und kritischen Hinterfragen des eigenen Denkens. Ein intensiver Schürfprozess.
Das Tückische an mentalen Modellen ist, dass sie mir selber total logisch, natürlich und selbstverständlich erscheinen. Es fällt uns schwer, etwas, das (für uns) völlig normal ist, zu hinterfragen und neu zu denken. Wir kommen gar nicht auf die Idee, dies zu hinterfragen oder darauf, dass man dies auch anders betrachten könnte. Gerade bei Führungsgremien, die sich mit neuer Organisationsgestaltung auseinandersetzen, ist es wichtig, Orte zu finden, an denen über die eigenen Denkmodelle reflektiert wird. Dazu braucht es Zeit sowie Offenheit, seinen Denkprozess offen zu legen. Weiter ist die Bereitschaft, anderen zuzuhören wichtig und die Fähigkeit, andere Denkweisen zu erkunden. Dann ist es als Gruppe sogar möglich, gemeinsam neue Denkmodelle zu erforschen.
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