Kürzlich ging es in einem Workshop darum, ein gemeinsames Verständnis über die Zusammenarbeit zwischen Teamleitenden und ihren Stellvertretungen zu finden. Dabei kam auch der Begriff des Vertrauens auf, was uns zu diesem Blogbeitrag animierte.
Niklas Luhman, ein bedeutender Soziologe des 20. Jahrhunderts, hält fest, dass Vertrauen ein elementarer Tatbestand des sozialen Lebens ist. Vertrauen ist die Basis aller sozialen Systeme – also von privaten (Familie), gesellschaftlichen (Freunde, Politik) und beruflichen (Team, Hierarchie, Kunden, Lieferanten). Als Voraussetzung für Vertrauen nennt Luhman… Vertrautheit. Auch wenn die beiden Begriffe ähnlich klingen, sind sie nicht zu verwechseln. Während in vertrauten Welten die Vergangenheit über Gegenwart und Zukunft dominiert, ist Vertrauen in die Zukunft gerichtet. Weil sich diese nicht exakt vorhersagen lässt, steht dem Menschen ein Instrument zur Verfügung, das es ihm ermöglicht, um mit den unendlich vielen Möglichkeiten umzugehen: Vertrauen.
Der Aufbau von Vertrauen ist ein Prozess, Vertrauen schlussendlich das Ergebnis. Es ist nicht möglich, direkt am Vertrauen zu arbeiten (analog der Unternehmenskultur). Was zu Vertrauen führt, ist individuell und sehr persönlich. Es ist interessant, ganz spezifisch für sich selber zu benennen, was vertrauensbildend ist. Das ist auch vom Kontext und der jeweiligen Situation abhängig. Zum Beispiel: Offene Aufgabenstellungen, die viel Freiraum für eigenes Handeln und eigene Einschätzungen zulassen, können bei einer Person Vertrauen erzeugen und eine andere Person unsicher machen.
Im Kern ist Vertrauen Ausdruck einer intakten Beziehung. Im eingangs erwähnten Workshop haben wir die Teilnehmenden aufgefordert, darüber nachzudenken, was bei ihnen persönlich Vertrauen auslöst und das Vertrauen fördert. Der anschliessende Austausch war wertvolle Beziehungsarbeit zwischen dem Tandem Teamleitung und Stellvertretung. Diese Sequenz haben die Teilnehmenden als sehr wertvoll erachtet, weil im Berufsalltag zwar immer wieder Vertrauen verlangt wird, aber kaum die Möglichkeit besteht, sich dazu Gedanken zu machen und sich darüber auch auszutauschen. Als Ausgangspunkt haben wir folgende Fragen gestellt – wie denken Sie darüber nach?
Literatur: Niklas Luhman. Vertrauen. 2014, 5. Auflage. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH.
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