Kürzlich erhielten wir die Anfrage eines Management Teams eines über hundertjährigen Unternehmens, einen Workshop zu agilem Arbeiten durchzuführen. Es freute uns sehr, dass sich das Management Team vorgenommen hat, agile Arbeitsweisen in diesem sonst eher traditionellen Unternehmen einzuführen.
Bei den Vorgesprächen zeigte sich dann, dass in diesem Unternehmensbereich bereits seit einigen Jahren agil gearbeitet wird – also in einer Abteilung. In den anderen Abteilungen nicht. Wie sich herausstellte, hatten die Mitglieder des Management Teams ein Verständnisproblem: der Leiter der Abteilung, die agil aufgestellt ist und agil arbeitet, versteht nicht, warum es die anderen Abteilungen nicht tun. Und die Leiter der Abteilungen, die nicht agil organisiert sind, verstehen nicht, was agil bedeutet oder bringt. Eine klassische Situation, in der die Arbeitsfähigkeit nicht vollständig gegeben ist.
Es ist jetzt nicht so, dass die beteiligten Personen nicht miteinander sprächen. Aber sie verstanden sich nicht. Es lag nicht am fehlenden Willen oder daran, dass ihnen die eigene Überzeugung heilig wäre. Es lag daran, dass den einen die grundlegenden Grundlagen fehlten, um überhaupt in diese Richtung denken zu können und dem anderen war schleierhaft, wie man die offensichtlichen Vorteile nicht verstehen konnte.
Diesem Phänomen begegnen wir immer wieder. Übrigens auch in Auftragsklärungsgesprächen mit Kund:innen. Wir benutzen zwar die gleichen Begriffe, verstehen aber etwas anderes darunter. Um zu einem gemeinsamen Verständnis zu gelangen, braucht es Austausch. Nur mit einem gemeinsamen Verständnis ist effizientes und effektives Zusammenarbeiten möglich.
Oft sind die Auftraggeber:innen erstaunt, dass wir das gemeinsame Verständnis so stark ins Zentrum rücken. Denn für sie ist in den meisten Fällen sonnenklar, was sie meinen. Dass es möglich ist, etwas anderes darunter zu verstehen, liegt für viele nicht auf der Hand. Das ist ähnlich wie bei mentalen Modellen, die wir auch nicht hinterfragen – weil sie für uns so selbstverständlich sind, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, dass es möglich ist und sinnvoll sein kann, sie zu hinterfragen.
Um das gemeinsame Verständnis zu erhöhen braucht es zuerst einmal den Wunsch, dieses zu erhöhen und darin einen Wert zu sehen. Denn ein gemeinsames Verständnis über Begrifflichkeiten, die Arbeitsweisen und Methoden sorgt dafür, dass Missverständnisse minimiert werden. Ohne ein solches Verständnis kommt es zu Verwirrungen, Reibungsverlusten und Doppelspurigkeiten bei der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit. Und daran hat niemand Interesse.
Wie erhöhen Sie das gemeinsame Verständnis über Begrifflichkeiten, Arbeitsweisen und Methoden (und anderen Themen) in Ihrem Arbeitsumfeld?
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