22.03.2023

Was ist Erfolg?

Unsere Definition von Erfolg beeinflusst unsere Robustheit als Organisation.

Erfolge

Erfolg ist, wenn alle Anspruchsgruppen zufrieden sind.

In den letzten Jahren hat sich für uns bei neuen Kooperationen eine Frage sehr bewährt. Sie lautet: «Was ist für Sie beziehungsweise Ihr Unternehmen Erfolg?». Aus den Antworten und dem daraus entstehenden Dialog erfahren wir ganz viel über eine Organisation. Weil uns diese Frage in der Organisationsentwicklung weiter umtreibt, insbesondere nach den neusten Geschehnissen am Finanzmarkt Schweiz, beschreiben wir in diesem Blogbeitrag unsere Gedanken dazu.

Was bedeutet für mich und für uns als Organisation Erfolg?

Diese Frage kann/muss ich mir als Individuum stellen, aber eben auch als Organisation sollten wir uns damit auseinandersetzen. Die Antworten sind natürlich vielfältig. Drei Antworten, die wir im Organisationskontext – vielfach nach einem Moment der Ruhe – besonders häufig hören, sind:

  • «Natürlich wenn wir Gewinn erzielen.»
  • «Wenn wir unsere Ziele erreichen.»
  • «Wenn wir jährlich wachsen.»

Das ist nicht falsch. Aus unserer Sicht jedoch zu einseitig. Auch in Hinblick auf die zukünftigen Herausforderungen scheint es uns ratsam, nochmals sorgfältig über die eigene Bedeutung von Erfolg nachzudenken.

Eine Organisation hat vier Anspruchsgruppen

Ein Unternehmen hat grob dargestellt vier Anspruchsgruppen:

  • Inhaber
  • Kunden
  • Mitarbeiter:innen
  • Gesellschaft

Lange Zeit – und seit den 1990er-Jahren immer stärker – haben Unternehmen fast ausschliesslich auf die Inhaberschaft fokussiert. Schlussendlich ging es darum, dass die Inhaber eine (möglichst hohe) Rendite erzielen. Mit dem Shareholder-Value-Denken wurde dies auf die Spitze getrieben.

Stehen Ziele im Widerspruch zueinander?

Die Anspruchsgruppen sind unterschiedlich und auf den ersten Blick scheint es, dass sich die Ziele der vier Gruppen in die Quere kommen:

  • Inhaber wollen eine möglichst hohe Rendite, die mit möglichst hohen Preisen und tiefen Löhnen erzielt werden kann.
  • Kunden wollen möglichst tiefe Preise, was sich auf die Rendite der Inhaber auswirkt.
  • Die Mitarbeiter:innen wollen möglichst hohe Löhne, was sich auf die Preise und die Rendite auswirkt.
  • Die Gesellschaft will möglichst viel von den Unternehmen abschöpfen (Steuern), was sich auf die Rendite auswirkt.

Unser Eindruck ist, dass viele Unternehmen beschlossen haben, die Rendite als Gradmesser für Erfolg zu nehmen: Erfolg ist, wenn die Rendite möglichst hoch ist (leider halt zulasten von Kunden, Mitarbeiter:innen und Gesellschaft). Das ist allerdings zu kurzfristig gedacht, wie wir in zahlreichen Fällen aus der Wirtschaft gesehen haben.

Kurzfristiger Erfolg und einseitige Bevorzugung schaffen keine Robustheit für Organisationen

Finanzunternehmen wie Lehmann Brothers, Wirecard und jetzt gerade die Credit Suisse sind einfach die augenfälligsten Beispiele. Auch in anderen Branchen haben zahlreiche Firmen einen hohen Preis bezahlt für die zu starke Ausrichtung auf die Maximierung der Rendite: Enron (US-amerikanischer Energiekonzern), Swissair, Erb-Gruppe (u.a. Autoimporteur), Schlecker (Drogeriekette in Deutschland), Air Berlin (Fluggesellschaft). Sie sind nicht untergegangen, weil sie das Wohl der Kunden, der Mitarbeiter:innen oder der Gesellschaft zu stark gewichtet haben.

Nachhaltiger Erfolg und Wohlstände

Doch wir können Erfolg auch anders zu sehen. Nämlich so, dass alle vier Anspruchsgruppen angemessen profitieren. Dann ist langanhaltender (also nachhaltiger) Erfolg für Unternehmen möglich. Damit einher geht auch eine andere Sicht auf Wohlstand. Gemeinhin verstehen wir unter Wohlstand, dass es uns finanziell – und somit materiell – gut geht. Es gibt jedoch noch andere Formen von Wohlstand, beispielsweise Zeitwohlstand, sozialen Wohlstand oder gesundheitlichen Wohlstand. Auch hier sind alle Wohlstände miteinander verflochten, voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig. Nur wenn mein «Gesamtwohlstand» hoch ist, geht es mir gut. Die Vernachlässigung oder die Überbetonung einzelner Wohlstände verringert meinen Gesamtwohlstand.

Was bedeutet für Ihr Unternehmen Erfolg? Und wie gewichten Sie Ihre Wohlstände?

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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