In einer Geschäftsleitung ging es darum, die Arbeitsfähigkeit als Gremium zu erhöhen. Als wichtigste Hebel wurden die Zusammenarbeit in der Geschäftsleitung und die gemeinsame Übernahme von Verantwortung angesehen. In verschiedenen Gesprächen stellte sich die Frage, zu wem sich die Mitglieder der Geschäftsleitung eher zugehörig fühlten:
oder
Diese Unterscheidung macht einen deutlichen Unterschied, wie ich mich in meiner Rolle als GL-Mitglied verhalte. Natürlich ist das nicht Schwarz/Weiss und doch hilft die genauere nachfolgende Betrachtung.
Verstehe ich mich primär als dem Bereich zugehörig, nehme ich die Sicht des Bereichs ein und konzentriere mich auf die Optimierung der Abläufe in meinem Bereich. Ich lehne Vorschläge und Entscheide, die den Abläufen in meinem Bereich zuwiderlaufen, eher ab. Mein Interesse, eine übergeordnete Sicht einzunehmen und die Standpunkte der anderen Bereiche zu verstehen, ist tendenziell gering.
Sehe ich mich jedoch hauptsächlich als GL-Mitglied, nehme ich automatisch eine übergeordnete Sicht ein. Dann habe ich eher das grosse Ganze im Blick, Kollaboration gelingt besser. Mein Interesse gilt der gesamten Organisation. Ich fühle mich der Gesamtorganisation verpflichtet und nicht einem einzelnen Bereich. Das kann dazu führen, dass ich Entscheide mittrage, die nicht vollständig dem Wunsch «meines» Bereichs entsprechen.
In der Folge muss ich mich in meinem Bereich erklären. Rein anzahlmässig habe ich jetzt viel mehr Diskussionen, als wenn ich mich mit meinen GL-Kolleg:innen diskutieren/auseinandersetzen muss. Das heisst auch, dass ich von viel mehr Menschen weniger «geliebt» werde, als wenn ich die Abneigung von meinen GL-Kolleg:innen auf mich ziehe. Darum ist es aus individueller, menschlicher Sicht einfach nachvollziehbar, warum ich mich eher auf der Seite meines Bereichs verpflichtet fühle.
Doch auch hier ist es nicht einfach nur eine individuelle Sache, wie ich mich verhalte beziehungsweise welche Einstellung ich wähle. Vielmehr können die strukturellen Umstände viel dazu beitragen. Der am einfachsten nachvollziehbare Punkt ist die Setzung der Ziele (ob bonusrelevant oder nicht sei dahingestellt). Wenn meine Jahresziele auf die Leistung und Optimierung meines Bereichs ausgerichtet sind, tue ich, was es braucht, um diese Ziele zu erreichen. Die Struktur mich meinem Bereich zugehörig fühle (die Verhältnisse prägen das Verhalten).
Sind meine Ziele jedoch auf den Erfolg des gesamten Unternehmens ausgerichtet, nehme ich automatisch eine übergeordnete Sicht ein. Das würde schlussendlich bedeuten, dass alle Mitglieder der Geschäftsleitung die gleichen Jahresziele haben. In vielen Unternehmen ist das jedoch nicht die Realität – entsprechend finden Grabenkämpfe statt und die Struktur fördert die Bereichssicht.
Was würde es in Ihrer Organisation bedeuten, wenn die Mitglieder der Geschäftsleitung die identischen Jahresziele hätten?
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!