18.08.2021

Verantwortung und Verantwortlichkeit ist nicht das Gleiche

Doch was ist der Unterschied?

Verantwortung

Verantwortung und Verantwortlichkeit ist nicht dasselbe.

In vielen Organisationen ist «Verantwortung übernehmen» ein grosses Thema und einige Organisationen beschäftigen sich gerade mit der Wiedereinführung der Selbstverantwortung. Damit ist reichlich Arbeit am System nötig und so einige Denkmodelle werden hinterfragt. Ebenfalls ist es hilfreich, sich gerade am Anfang bewusst zu machen, welcher Unterschied in den Begriffen Verantwortung und Verantwortlichkeit liegt. Denn der Unterschied ist gross und je nachdem, was eine Organisation bezwecken will, bedingt es eine andere Arbeit.

Verantwortung

Mit «Verantwortung» ist ein Gefühl von Inbesitznahme für die eigenen Erfahrungen gemeint. Und damit verbunden der Wille und die Fähigkeit effektiven Handelns in einer Situation. Der Begriff «Selbstverantwortung» enthält das Wort antworten. Wir geben Antwort aus unserem Selbst heraus. Diese Antwort ist also rein in uns selbst angelegt und ich kann sie annehmen oder nicht. Aber sie ist nicht übertragbar oder von aussen diktierbar. Reinhard Sprenger versteht unter Selbstverantwortung folgende drei Kernpunkte:

  • ein autonomes und freiwilliges Handeln (wählen)
  • ein initiatives und engagiertes Handeln (wollen)
  • ein kreatives und schöpferisches Handeln (Antworten)

Verantwortlichkeit

Unter Verantwortlichkeit ist gemeint, die Zuständigkeit für etwas oder gegenüber jemanden nach bestimmten Beurteilungskriterien zu regeln. Also die Leistungsvereinbarung und die Leistungserwartung festzulegen. Und somit wird auch schnell der Ursprung von Organisationsführung deutlich. Es gibt mehr Arbeit als eine Person bewältigen kann. Also werden Kollegen und Kolleginnen angestellt und per Verantwortlichkeit wird geregelt, wer was macht. Dieser Versuch der Regelung ist äusserst unpräzise und aufwendig. Und doch ist das systematische Regeln von Verantwortlichkeiten aktuell immer noch eine Hauptaufgabe von Führung. Verantwortlichkeit ist immer verbunden mit anderen oder liegt zwischen mir und anderen.

Im Unterscheid zur Verantwortung wird Verantwortlichkeit übertragen oder man wird von aussen verantwortlich gemacht. Nicht selten in Bezug auf die Vergangenheit. Mit «Wer ist denn dafür verantwortlich?» ist häufig gemeint: Wer trägt denn dafür die Schuld?

Und was heisst das bezogen auf Organisationen?

Klassische Organisationen legen den Fokus stark auf die Regelung der Verantwortlichkeiten. Das ist unter dem historischen Aspekt, woher unsere Art der Organisationsgestaltung herkommt, gut erklärbar. Neuere Organisationsformen (wie zum Beispiel Netzwerksorganisation) versuchen nun aber unter dem Aspekt der Zukunftsfähigkeit, stärker das Gefühl persönlicher Verantwortung zu fördern und als ganzes System zuzulassen. Denn unser innerer Sinn für Verantwortung hat einen viel mächtigeren Einfluss auf unser Handeln als unsere Ergebnisse aus Verantwortlichkeitsbeziehungen. Und welche Organisation will keine eigenverantwortlichen Kollegen und Kolleginnen?

Das bedingt Arbeit an unserer Vorstellung von Führung. Dazu sagt Sprenger: «Denn wenn wir glauben, Menschen müssen überwacht und an etwas gemessen werden, damit wir sicherstellen können, dass die Menschen etwas leisten, dann sind unsere Werkzeuge Prozesse, die Kontrolle regeln und Kontrolle erzeugen.» Also Arbeit über Verantwortlichkeiten. Im Gegensatz dazu steht das Verständnis, eine Kultur und den Rahmen zu schaffen, in dem Menschen Aufgaben in Besitz nehmen und Leistung aus sich heraus erbringen. Weil sie wollen, können und Antwort geben. Weil das Organisationssystem das will und zulässt.

Und was wollen Sie in Zukunft in Ihrer Organisation vermehrt fördern?

Literaturtipp: Reinhard Sprenger. Das Prinzip Selbstverantwortung. Campus Verlag.

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