28.11.2018, Interkulturelle Entwicklung

Praxisbeispiel zu den drei Erfolgsfaktoren der Zusammenarbeit

Wie eine heterogene Geschäftsleitung wieder arbeitsfähig wird.

Erfolgsfaktoren für Teams

Drei Erfolgsfaktoren führen zu einer guten Zusammenarbeit in interkulturellen Teams.

Der Umgang mit Diversität ist ein grosses Thema in Geschäftsleitungen. Was crearium darunter versteht, haben wir im Blogbeitrag «Potential und Schattenseiten von heterogenen Geschäftsleitungen» beschrieben. Dabei bezogen wir uns auf die drei Erfolgsfaktoren nach Pichel/Lüthi:

  • Kollektive Identität (Wir-Gefühl)
  • Wertschätzung der Individuen (Unterschiedlichkeit als Nutzen erkennen)
  • Generalistenperspektive (über den eigenen Bereich hinausschauen und das grosse Ganze sehen)

In diesem Beitrag hier beleuchten wir die drei Erfolgsfaktoren anhand eines Praxisbeispiels.

Unterschiedliche Erwartungen in der Geschäftsleitung

Unsere Ausgangslage ist die Begleitung einer Geschäftsleitung im Sozial- und Gesundheitsbereich. Das Gremium ist heterogen zusammengesetzt, was die ethnische Zugehörigkeit inkl. Muttersprache, Berufserfahrung, Geschlecht, Alter und Religion/Weltanschauung betrifft. Das Leitungsteam hat verschiedene Herausforderungen zu bewältigen und in einer besonders kniffligen Situation prallten die Führungspersonen aneinander. Es wurde deutlich sichtbar, dass im Gremium unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen existieren in Bezug der Entscheidungsfindung, der Kommunikationswege und der Art und Weise, wie man zusammenarbeitet.

Reflexion und Analyse bringen Klarheit

Ein moderierter Workshop hatte zum Ziel,

  • die Ereignisse zu reflektieren
  • zu analysieren, welche Themen eine konstruktive Zusammenarbeit behindern
  • Möglichkeiten zu finden für eine bessere Zukunft

Beim Sammeln und Gruppieren der Themen und Punkte zeigte sich, dass es bei allen drei Erfolgsfaktoren Gelegenheiten zur Verbesserung gibt.

Erfolgsfaktor Wir-Gefühl

Wie zeigen sich Defizite?Wie kann ein Team das Wir-Gefühl verbessern?
  • Wenig Nennungen über das gemeinsame Ziel
  • Widerstand ist spürbar und wird formuliert
  • Sätze werden geäussert wie «Aber das geht doch nicht»
  • Konflikte werden nicht angesprochen
  • In der Kommunikation kommt das Wort «Ich» öfter vor als das Wort «Wir»
  • Das gemeinsame Ziel herausschälen
  • Einen Wertekatalog zur Vision, Mission, Strategie erstellen
  • Soziale Dichte in Form von Zusammentreffen, Mittagessen usw. bilden
  • Retroperspektiven abhalten
  • Für sich als Gremium eine Entscheidungsmatrix definieren und die Kommunikationswege bestimmen

 

Erfolgsfaktor Wertschätzung der Individuen

Wie zeigten sich Defizite?Wie kann ein Team die Wertschätzung von Individuen verbessern?
  • Wenig wertfreie Kommunikation
  • Wenig wertschätzende Kommentare wie «Das ist ein interessanter Aspekt» usw.
  • Wenig Nachfragen wie «Habe ich es richtig verstanden» oder «Wie meinst du das genau?», obwohl Mehrsprachigkeit und unterschiedliche Kultur vorhanden sind
  • Wenige Ideen oder abweichende Ansichten werden eingebracht
  • Individuelle Kommunikationskompetenzen in einem Workshop weiterentwickeln
  • Einander regelmässig wertschätzendes Feedback geben (an Sitzungen)
  • Bevor eine Gegenaussage platziert wird, muss zuerst überprüft werden, wie die Botschaft verstanden worden ist
  • In Form eines Stages alle Abteilungen kennenlernen

 

Erfolgsfaktor Generalistenperspektive

Wie zeigten sich Defizite?Wie kann ein Team die Wertschätzung von Individuen verbessern?
  • Wenig Diskussion über unterschiedliche Sichtweisen
  • Seltene Perspektivenwechsel
  • Neue Blickwinkel/Sichtweisen werden nicht aktiv gesucht
  • Bewusst neue Perspektiven einnehmen («Was würde der Verwaltungsrat oder Kunde sagen?»)
  • Andere Sichtweisen formulieren («Aus der Sicht als Abteilungsleiterin finde ich das so. Aus der Sicht als Geschäftsleitungsmitglied finde ich das so»)
  • Sichtweise bewusst tauschen («Wenn du nun an meiner Stelle wärst, wie würdest du argumentieren?»)

 

Die Geschäftsleitung gruppierte dann die Themen und Gelegenheiten nach Wichtigkeit und nach Dringlichkeit. Im Wissen, dass Erkenntnis der erste Schritt zur Veränderung ist, wünschen wir dieser Organisation nun gutes Gelingen bei der Umsetzung!

Falls Sie mehr über die erfolgreiche Nutzung von Unterschiedlichkeit in Geschäftsleitungen wissen möchten, dann empfehlen wir Ihnen das Buch «Strategie und Diversität» von Kerstin Pichel und Erika Lüthi. Infos erhalten Sie mit diesem Flyer. Eine Leseprobe finden Sie hier

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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