08.03.2023

Einfach mal machen! Oder doch nicht?

Ausprobieren ist gut. Reflektieren auch.

Einfach mal machen

«Einfach mal machen» ohne die Absicht zu klären, führt zu Verwirrung statt Erkenntnis.

«Einfach mal machen» hat sich als Ansatz etabliert, um mit Problemen fertig zu werden, für die es noch keine Lösung gibt. Das ist zum einen Teil richtig, allerdings nicht vollständig. Was es damit auf sich hat und was auch noch dazugehört, beleuchtet dieser Blogbeitrag.

Keine «Good Practice» bei komplexen Problemen

Die Zeiten ändern sich und jetzt gerade noch ein bisschen mehr als sonst. Was sich in der Wirtschafts- und Arbeitswelt so stark verändert ist auf zunehmende Komplexität zurückzuführen. Daraus ergeben sich für Organisationen neue Arten von Problemen: komplexe Probleme. Während es bei komplizierten Problemen «Good Practice» gibt, also erprobte und etablierte Lösungsansätze und Vorgehensweisen, funktioniert das bei komplexen Problemen nicht. Jedes komplexe Problem ist neu. Noch nie da gewesen.

Überlegen, ausprobieren, reflektieren

Bei komplexen Problemen hilft ein ausgetüftelter Plan wenig. Er kann gar nicht funktionieren. Das Einzige, was hilft, ist schrittweises Vorantasten: überlegen, ausprobieren, reflektieren und diesen Ablauf immer wieder wiederholen, bis das Problem gelöst oder verschwunden ist. Dieses Vorgehen ist in vielen Organisationen ungewohnt – insbesondere der Teil mit dem Ausprobieren. Organisationen scheuen sich, auszuprobieren, weil das oft mit Scheitern verbunden ist.

Aktionismus statt Erkenntnis

Clevere Manager und Managerinnen haben erkannt, dass es neue Ansätze braucht, um die Anforderungen zu bewältigen. Und weil Ausprobieren neu ist, setzen sie darauf. Sie starten alle möglichen Aktionen, probieren aus und legen ihren Kolleg:innen nahe, ebenfalls zu experimentieren. Dabei beobachten wir häufig, dass sie vor lauter Ausprobieren das Überlegen und Reflektieren vergessen. Und dann führt das Ausprobieren in den seltensten Fällen zu neuen Erkenntnissen, sondern zu Aktionismus.

Aus Scheitern lernen

Das führt zu Verunsicherung in der Organisation. Wenn nicht klar ist, was mit dem Ausprobieren erreicht werden soll, sind auch keine wertvollen Ergebnisse zu erwarten. Hier hilft es, wenn vor einem Experiment klargestellt wird, was das Ziel ist, welche Erkenntnisse gewonnen werden sollen und was mit diesen Erkenntnissen geschieht. Weil es so in erster Linie um das Gewinnen von Erkenntnissen geht (und weniger um das Finden von Lösungen), verliert auch das Scheitern an Schrecken. Die ursprüngliche Annahme hat sich als Irrtum herausgestellt und jetzt weiss man mehr. So macht Ausprobieren Sinn und ist viel mehr als «einfach mal machen».

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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