Einem KMU aus dem Sozialbereich war es wichtig, dass sich die Führungspersonen an einem Tag Zeit nehmen können, um sich über Führung und Führungsarbeit auszutauschen. Die Führungspersonen besprachen, was Führung ist und beleuchteten dabei verschiedene Perspektiven: aus Sicht der Führungsperson, aus Sicht der geführten Personen, aus Sicht der Organisation. Und sie trugen zusammen, was es bei der Führungsarbeit zu tun gibt.
Bei einer Aussage aus der Sicht der Führungspersonen gab es besonders viel zu diskutieren: «Führen ist Motivieren.» Es ist nicht erstaunlich, dass diese Aussage aus der Perspektive der Führungspersonen heraus gemacht wurde. Unter Führungspersonen ist diese Haltung noch weit verbreitet, während Personen, die geführt werden, diesen Anspruch überhaupt nicht teilen. Meistens sogar das Gegenteil davon: «Hör bloss auf, mich motivieren zu wollen.»
Bei der Diskussion zeigte sich immer deutlicher, dass es wichtig ist, zwischen Motivation und Motivierung zu unterscheiden. Als Motivation wird die Eigensteuerung des Individuums bezeichnet – die sogenannte «intrinsische Motivation». Motivierung dagegen ist das absichtsvolle Handeln einer Führungsperson oder die Funktion von Anreizsystemen – die «extrinsische Motivation». Sie ist schlussendlich Fremdsteuerung respektive Manipulation. Doch brauchen wir das wirklich?
Die Forschung weiss seit langem, dass Motivierung die Motivation zerstört, wie eine Untersuchung zeigt, die bereits in den 1970er-Jahren vorgenommen wurde. Studierende erhielten die Möglichkeit, zwischen leichten und schwierigen Aufgaben zu wählen. Sie entschieden sich mehrheitlich für die schwierigeren. Nachdem ihnen monetäre Belohnungen in Aussicht gestellt wurden, wählten sie nahezu ausschliesslich die einfachen Aufgaben. Innovation und Kreativität blieben auf der Strecke.
Bei den Führungspersonen am Workshop hat der Austausch über diese zwei Begrifflichkeiten und die Auseinandersetzung damit grosse Erkenntnisse ausgelöst. Sie sahen, dass es den Mitarbeiter:innen, die sie führten, gleich geht wie ihnen selbst, die ja nicht motiviert werden wollten. Ab diesem Zeitpunkt drehte sich das Gespräch stärker um die Frage, was sie als Führungspersonen tun können, damit die Motivation der Mitarbeiter:innen nicht abnimmt. Aus dieser Diskussion haben sie dann ganz konkrete Handlungsoptionen mitnehmen können.
Wir gratulieren den Führungspersonen zu dieser Auseinandersetzung und dem gemeinsamen Verständnis, das daraus entstanden ist. Und der Organisation, dass sie sich diesen Themen widmet und den Führungspersonen Zeit zur Verfügung stellt, sich mit ihnen zu befassen.
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