Bei Paradoxien haben wir oft das Gefühl, uns für das eine oder für das andere entscheiden zu müssen.
An der Jahrestagung 2025 des Forums für Organisationsentwicklung (OE-Forum) widmeten wir uns dem Thema «Paradoxien». Paradoxien erleben alle Menschen immer wieder in ihrem Leben. Sei es als private Person im Streben nach Autonomie oder Zugehörigkeit oder als Organisation im Paradoxon Wandel und Bewahren. Da in Organisation der Umgang damit noch oft ungenutzt ist, berichte ich von meinen Erkenntnissen aus dieser Tagung.
Paradoxien sind Aussagen oder Situationen, die widersprüchlich oder unvereinbar sind. Sie beinhalten entgegengesetzte Meinungen. Ein klassisches Beispiel ist das «Lügner-Paradoxon»: «Dieser Satz ist falsch.» Auch in Organisationen gibt es zahlreiche Paradoxien:
Paradoxien erleben wir oftmals als unangenehm, weil sie uns in eine Situation bringen, die ein gewisses Konfliktpotential aufweist und weil wir uns (scheinbar) für die eine oder für die andere Seite entscheiden müssen. Darum haben wir den Wunsch, Paradoxien aufzulösen. Doch das geht nicht, wie wir an obigen Beispielen feststellen können. Wir können eine Seite stärker gewichten und dafür argumentieren und versuchen, Personen, die der anderen Seite den Vorzug geben, umzustimmen. Doch auflösen lassen sich Paradoxien nicht. Statt das Unmögliche zu versuchen, sollten wir Paradoxien als faszinierende Phänomene betrachten, die uns anregen können, über (widersprüchliche) Situationen nachzudenken und dadurch neue Wege zu finden.
Als Organisationsentwickler:innen fokussierten wir uns an dieser Tagung auf Paradoxien, die uns in unserer Beratungstätigkeit mit Organisationen begegnen. Wir befassten uns damit, was Paradoxien sind, wie sie sich in Organisationen zeigen, wie unser aller Umgang damit ist (und der von Organisationen im Speziellen) und wie wir als Berater:innen auf Paradoxien hinweisen können. Dabei beleuchteten wir immer das ganze Paar, denn oft geht eine Seite vergessen. Das erleben wir häufig in unseren Mandaten, weil wir bei der Entwicklung des Teils unterstützen sollen, der der Organisation schwerfällt. Dabei besteht die Gefahr, dass wir – aufgrund unseres Auftrags – den anderen Teil, der in der Organisation bereits gut verankert ist, vernachlässigen.
In Organisationen geht es darum, Räume zu etablieren, in denen über die Situation und den eigenen Beitrag dazu reflektiert werden kann. Und gleichzeitig das Paradoxe zu benennen, einen Umgang damit zu finden und diese Erkenntnisse dann in den Alltag (Sprache, Routinen, Prozesse, Strukturen... usw.) zu integrieren. Meine wichtigsten Erkenntnisse aus der Tagung sind:
Welche Paradoxien erleben Sie bei Ihrer Arbeit? Und wie geht Ihre Organisation damit um?
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