Eine Organisationseinheit hat in den letzten Monaten einiges an Veränderung erlebt. Nicht allein durch Corona, aber die Pandemie hat ebenfalls viel dazu beigetragen. Gewisse Berufsfelder haben durch den Lockdown und die für alle geltenden Regeln durch den Bundesrat starke Veränderungen im Geschäftsmodell erfahren. Die Abteilung hat sich darum Zeit genommen, sich zu reflektieren und Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. In einer Sequenz ging es auch darum, sich Zeit zu nehmen für die eigene Selbstwirksamkeit. Davon handelt dieser Blogbeitrag.
Wir alle erleben immer wieder Veränderungen. Oft initiieren wir sie selber und stossen durch unser Handeln und Wirken die gewünschten Veränderungsprozesse an. Bis wir uns zu einer Entscheidung durchgerungen haben, kann das je nach Thema anspruchsvoll sein. Die Umsetzung ist es dagegen oft weniger – weil wir die Veränderung ja wollen. Anders sieht es aus, wenn uns Veränderungen betreffen, die wir so nicht wollten oder die ganz unvorhergesehen/plötzlich auftreten. Ein Umgang damit zu finden fällt uns oft viel schwerer. Ein häufiger Reflex ist, sich die ursprüngliche Situation zurück zu wünschen – vielleicht sogar mit einer gewissen Hartnäckigkeit. Doch oft ist das gar nicht möglich. Ein Beispiel dazu: Viele Organisationen stellen ihren Mitarbeiter:innen nicht mehr einen fixen Arbeitsplatz zur Verfügung, sondern stellen auf shared desks um. Das kann ich als Mitarbeiterin bedauern und mir den vorherigen Zustand zurückwünschen – was in den allermeisten Fällen nicht passieren wird. Oder ich kann mir überlegen, welches Bedürfnis hinter meinem Wunsch nach einem fixen Arbeitsplatz steht. Sich seinen Bedürfnissen klar zu werden hilft, um selber wirksam zu sein oder wieder wirksam zu werden.
Unter einem Bedürfnis verstehen wir «Dinge», die wir als Menschen brauchen, um uns körperlich und seelisch gut und sicher zu fühlen (angelehnt an die Gewaltfreie Kommunikation nach M. Rosenberg). Veränderungen, die ich nicht selber angestossen habe, tangieren häufig Bedürfnisse von mir. Der vorherige Zustand kam meinen Bedürfnissen nach und so ist der Reflex, zurück in den Ursprungszustand zu wollen, verständlich. Weil dies in den meisten Fällen nicht möglich ist, lohnt es sich zu reflektieren, um seinen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen. Welches Bedürfnis wird durch die Veränderung tangiert? Ein Beispiel: während des Lockdowns war es mir nicht möglich, meine Freundinnen physisch zu treffen. Mein Bedürfnis nach Nähe und Austausch war stark tangiert. Sobald ich Klarheit habe, was mir fehlt oder um was es geht, kann ich mein Handeln danach ausrichten. Um dem Bedürfnis nach Nähe gerecht zu werden, kann ich mir zum Beispiel virtuelle Treffen oder Waldspaziergänge organisieren.
Diese Reflexion haben auch die Mitglieder der eingangs erwähnten Abteilung vorgenommen. Sie sind sich so bewusst geworden, was eigentlich die Basis ihrer Motivation und somit ihrer Zufriedenheit respektive Unzufriedenheit aufgrund der Veränderungen ist. Nachdem das geklärt war, sahen sie sich in der Lage, ihre Arbeitswelt so zu gestalten, dass sie ihren Bedürfnissen auch unter den geänderten Bedingungen nachkommen konnten.
Bedürfnisse sind individuell und als Mensch bin ich für mich selber verantwortlich. Das attestieren wir uns per Gesetz ab dem 18. Lebensjahr. Je besser ich meine Bedürfnisse erkenne, umso selbstwirksamer kann ich sein. Indem ich die Verantwortung für mein Leben und meine Zufriedenheit übernehme, meine Bedürfnisse äussere und mein Handeln danach ausrichte.
Einige Erkenntnisse aus dieser Gruppe dazu:
«Es ist anstrengend, seine Bedürfnisse zu erforschen.»
«Seit ich erkannt habe, um was es mir wirklich geht, bin ich in der Erfüllung meines Bedürfnisses viel freier und offener.»
«Die genaue Betrachtung einer Veränderung im Zusammenhang mit meinen Bedürfnissen macht auch die positiven Aspekte nochmals viel deutlicher. Die Betrachtung wird differenzierter.»
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