Wenn wir in persönlichen Gesprächen oder an Veranstaltungen über die Zunahme von Komplexität in der Wirtschaftswelt reden und was Selbstorganisation ist und wie nützlich dann die Auflösung von Hierarchie, die Schaffung von Transparenz und die Dezentralisierung der Entscheidungen sind, dann ernten wir oft unglaubliches Staunen. Ganz viele Äusserungen, die dann folgen, beginnen mit «Ja, aber…». Wir haben grosses Verständnis dafür, weil viele Themen beim Neuen Arbeiten so fundamental anders sind als wir es uns gewohnt sind.
Das Wort «Aber» wirkt ablehnend, verneinend, verhindernd und wandelt das Wort «Ja» um in ein «Nein». Es verdeutlicht, dass wir bei jeder Idee sofort die Hindernisse sehen, ohne die Möglichkeiten des Neuen zuzulassen. Das schliesst ganz schnell den Dialograum und die Inspiration. Häufig liegt der Ablehnung einer neuen Idee auch die Rechtfertigung für unsere bisherigen Handlungen zugrunde. Natürlich dürfen und sollen Einwände und Bedenken angesprochen sein. Mit einem «Ja, und...» statt einem «Ja, aber…» ist es einfacher, den Gedanken zuerst weiter zu spinnen und erst dann zu versuchen, das Problem zu lösen. Dafür sind Sätze, die mit «Ja, und…» geeigneter, weil sie ergänzen und zu Erweiterungen einladen.
Bei unseren Workshops setzen wir deshalb gerne folgende Übung ein. Die Anwesenden finden sich zu Zweierteams zusammen. Jedes Zweierteam stellt sich vor, dass sie zusammen in die Ferien fahren würden. Sie haben sich auf Italien als Ferienland geeinigt. Jetzt sprechen sie abwechslungsweise über die bevorstehenden Ferien. Dabei muss jeder Satz mit «Ja, aber…» beginnen: «Ja, aber ich kann kein Italienisch.», «Ja, aber dort ist es häufig sehr heiss.», «Ja, aber dort gibt es immer Meeresfrüchte.», «Ja, aber dort ist die Mobilfunkabdeckung immer so schlecht.». Die Lust auf Ferien in Italien vergeht ziemlich rasch. Anschliessend sprechen die gleichen Paare noch einmal über Ferien in Italien, beginnen jedoch jeden Satz mit «Ja, und…»: «Ja, und dann können wir im Meer baden.», «Ja, und es gibt so gutes italienisches Essen.», «Ja, und am Abend ist es lange herrlich warm.» Jetzt sehen die Partner viel mehr die Möglichkeiten, die diese Ferien in Italien bieten.
Diese Übung verändert nicht nur die eigene Haltung, sondern wirkt auch nach aussen wesentlich konstruktiver, weil sie erforschend/nachfragend ist («Ja, und wie gehen wir mit der schlechten Mobilfunkabdeckung um?»). Die Änderung mag banal erscheinen. Probieren Sie es aus und versuchen Sie, das Wort «aber» zu vermeiden. Was fällt Ihnen auf?
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