25.11.2020

Konsultativer Einzelentscheid

Es geht um mehr als nur die sofortige Lösungsfindung für ein Problem.

Konsultativer_Einzelentscheid

Mit dem konsultativen Einzelentscheid gelingt die bestmögliche Option für das Ganze.

Zwei Teams eines Unternehmens aus der Industriebranche befassen sich gerade im Umgang mit Komplexität. Nebst dem Eintauchen und der Durchdringung der Situation gilt es auch, neue Methoden und Praktiken zu erproben. Eine davon ist der konsultative Einzelentscheid. Was das ist und welche Erfahrung dabei eine Person gemacht hat, beschreibt dieser Blogbeitrag.

Der konsultative Einzelentscheid – was ist das?

Bei komplexen Situationen geht es darum, dass dort entschieden wird, wo das Problem liegt. Denn diese Stelle kennt das Problem am besten. Und kann entsprechend die Tragweite des Entscheids auch am besten einschätzen. Manchmal stehen aber sehr wichtige oder ungewöhnliche Entscheidungen an, die grosse Auswirkungen auf mehrere Personen haben. Da ist der Einbezug der kollektiven Intelligenz hilfreich, um per Konsultation die bestmögliche Option (Lösung) herauszuschälen. Ärztinnen/Ärzte oder Rechtsanwälte/Rechtsanwältinnen, die häufig weitreichende Entscheidungen treffen müssen, praktizieren gegenseitige Konsultation schon sehr lange.

Rahmenbedingungen für den konsultativen Einzelentscheid

Als erstes wird das Problem versprachlicht. Dabei wird klar, ob wir es auch wirklich verstehen. Dann stellt sich die Frage: Wer ist der Entscheider/die Entscheiderin? Nun konsultiert der Entscheider/die Entscheiderin nach eigenem Ermessen relevante Personen, um deren Meinungen, Könnertum, Einschätzungen, Alternativen, Interessen und Ideen zu erfahren. Dabei geht es nicht nur einfach darum, dass ein Problem geschildert wird und sofort eine Lösung gesucht wird. Eine Konsultation ist vielmehr ein Dialog, ein Ausloten und ein gemeinsames Erforschen. Der Entscheider/die Entscheiderin wägt die eingeholten Inputs miteinander ab und entscheidet alleine, aber im Sinne des Ganzen. Es obliegt in seiner/ihrer Verantwortung, die beste Expertise, also die «richtigen Kollegen und Kolleginnen» zu befragen.

Erste Erfahrungen mit dem konsultativen Einzelentscheid

Bei diesen zwei Teams stand ein Entscheid an und er wurde als konsultativer Einzelentscheid gefällt. Folgende Erkenntnisse wurden dabei gesammelt:

  • Es ist eine Umstellung, bei einer Problemstellung nicht gleich auf Lösungsabfrage zu gehen. Das gemeinsame Erforschen braucht etwas Übung.
  • Für erfahrene Manager ist es ungewohnt, nach einer Konsultation nicht gleich zu entscheiden, sondern noch weitere Personen zu befragen.
  • Die Beratschlagung erzeugt bei den Personen Wertschätzung und Kollegialität.
  • Durch Bekanntgabe der Rahmenbedingungen war allen bewusst, dass bei einem konsultativen Einzelentscheid nicht jeder zu Wort kommt. Trotzdem brauchte es am Anfang für einige Personen ein bewusstes und aktives Mass an Selbsterkenntnis und Reflexionsfähigkeit, um die «Nichtwahl» auszuhalten.
  • Die Konsultation mit dem gemeinsamen Dialog bietet eine wunderbare Gelegenheit, unternehmerische Fähigkeiten zu entwickeln.

Eine Sammlung von weiteren Entscheidungsverfahren finden Sie in diesem Blogbeitrag.

Quellenangabe: Komplexithoden. Niels Pfläging, Silke Hermann. Redline Verlag.

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