13.10.2021

Befürchtungen und Erwartungen an einen Kurstag

Eine Einstiegsübung.

Lernen

Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen.

Kürzlich habe ich an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW im Rahmen einer CAS-Weiterbildung einen Tag gestaltet zu neuen Lernformen wie beispielsweise Intervision oder Barcamp. Das Thema liegt etwas ausserhalb der anderen Kurstage und da ich die Studierenden nicht kannte, war es für mich hilfreich, ihre Erwartungen und Einstellungen zu kennen – oder zumindest eine Ahnung davon zu haben. In solchen Fällen nutze ich gerne eine Einstiegsübung aus dem Buch «Interaktive Trainingsmethoden 2». Bei dieser Sequenz geht es einerseits darum, herauszufinden, welche Erwartungen und Befürchtungen die Kursteilnehmenden zum Kurstag haben. Andererseits auch darum, den Teilnehmenden Zeit zu geben, Strategien zu entwickeln, die das Eintreffen ihrer Erwartungen begünstigen und die Vermeidung ihrer Befürchtungen fördern.

Befürchtungen notieren und Gegenstrategien entwickeln

Die Klasse bildet Gruppen mit drei bis fünf Personen. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer überlegt sich (beispielsweise aufgrund der vorgängigen Kursunterlagen) eine Befürchtung in Bezug auf den heutigen Kurstag und notiert sie auf einem Blatt Papier. Diese Notizen werden zu einem Stapel in der Mitte der Gruppe zusammengelegt. Anschliessend zieht eine Person der Gruppe einen Zettel aus dem Stapel und liest die notierte Befürchtung laut vor. Jetzt diskutiert die Gruppe mögliche Verhinderungsstrategien. Mit diesen Strategien überlegen sich die Teilnehmenden, was sie beitragen können, damit die Befürchtung möglichst nicht eintrifft. Notierte Befürchtungen waren unter anderen «Zu theorielastig, zu wenig Praxis» oder «Zu viel ‘Gschpürschmi’». Von den Gruppen entwickelte Strategien dazu waren «Wir melden uns, wenn wir einen Ansatz gleich praktisch ausprobieren wollen» und «Wir haben es selber in der Hand, die Gespräche auf der Arbeits-/Sachebene zu halten».

Erwartungen notieren und eigenen Beitrag festhalten

In der zweiten Runde geht es darum, Erwartungen an den Tag zu notieren und ebenfalls Strategien zu entwickeln, wie die Teilnehmenden dazu beitragen können, damit die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens der Erwartungen erhöht wird. Erwartungen waren beispielsweise «Transfer in die Praxis» oder «Praktisches Ausprobieren». Die entsprechenden Strategien waren «Ich überlege mir, wie die Methode bei uns im Betrieb funktionieren würde und frage bei Unsicherheiten bei meinen Klassenkolleginnen und -kollegen oder beim Dozenten nach» oder «Ich fordere praktischen Sequenzen ein».

Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen

Diese Übung ist nicht nur für den Dozenten wichtig, weil er so die Erwartungen der Kursteilnehmenden kennt und das Programm anpassen kann. Sie hilft auch den Studierenden, sich mit dem Kursinhalt und den damit zusammenhängenden eigenen Erwartungen und Befürchtungen auseinanderzusetzen. Und sie dient dazu, die Kursteilnehmenden aus der durch diese Form der Weiterbildung begünstigten passiven Konsumhaltung herauszuholen und sie einzuladen, die Mitverantwortung für einen erfolgreichen Kurstag wahrzunehmen und so das eigene Lernen zu verstärken.

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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