02.06.2019

Tetralemma – eine Entscheidungsmethode

Eine junge Frau steht vor einer grossen beruflichen Frage.

Tetralemma

Die Methode Tetralemma hilft, Entscheidungen bei komplexen Aufgaben zu finden.

Entscheidungen zu fällen ist nicht immer leicht. Insbesondere, wenn sie grosse oder gewichtige Themen betreffen, die weitreichende Konsequenzen mit sich tragen. So trägt eine junge Frau eine Entscheidung mit sich herum, die ihre berufliche Entwicklung massgeblich mitprägt. «Soll ich doktorieren? Und wenn ja: mit welchen Unterstützungssystemen?» Eine Entscheidung, die kein mittelmässiges Urteil verdient und darum ernsthaft bedacht werden will. Was aber, wenn alle Optionen und Fakten aufgeschrieben, bewertet und analysiert sind und sich noch immer keine eindeutige Antwort abzeichnet? Was, wenn ich die Frage bereits längere Zeit mit mir herumtrage und ab einem bestimmten Punkt entschieden werden muss, weil eine Nichtentscheidung einer Entscheidung gleichkommt? Wie gelange ich bei einer komplexen Frage zu einer Antwort? In solchen Situationen schlage ich gerne die Methode «Tetralemma» vor. Da es auch in diesem Anliegen sehr hilfreich war, widme ich diesen Blogbeitrag der Methode Tetralemma.

Tetralemma

Diese Übung ist eine reine Entscheidungsaufstellung, die im Coaching vor allem durch Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer bekannt wurde. Der Einsatz ist sinnvoll, wenn der Kunde berichtet, dass alle Optionen in allen Varianten mehrfach durchdacht wurden, sich aber keine Entscheidung abzeichnet. Diese Methode führt den Kunden weg von der rationalen Ebene hin zu der emotionalen, körperlichen Erfahrungsebene. Dabei eignet sich das Tetralemma für berufliche, persönliche oder private Fragen. Das Tetralemma ist eine Methode aus der systemischen Beratung.

Die fünf Felder

Das Tetralemma enthält fünf Positionen:

  1. Das Eine
  2. Das Andere
  3. Beides
  4. Keins von beiden
  5. Nichts von dem

Diese Positionen werden auf Karten geschrieben und auf den Boden gelegt. Der Kunde nimmt nacheinander die Positionen der fünf Felder ein. Während diesem Probestehen auf der Karte/Position leitet der Coach mit folgenden Fragen durch den Prozess:

  • Wie fühlt es sich an, auf diesem Feld zu stehen?
  • Welche Körperteile oder Regionen nehmen Sie wahr?

Die erlebten Körperimpulse geben in der Regel äusserst klare Hinweise, welches Feld eine gute Option ist. Sie denken jetzt möglicherweise: Na ja, Hokus-Pokus? Machen wir einen Versuch: Erinnern Sie sich an Ihre erste grosse Liebe zurück! Wo breitet sich Ihre Erinnerung aus? Welche Körperregionen melden sich? Diese «Zeichen» sind sogenannte somatische Marker. Nach Antonio Damasio teilt das emotionale Erfahrungsgedächtnis über ein körperliches Signalsystem (somatische Marker) mit, was gute und was schlechte Entscheidungen sind.

Nutzen dieser Methode

Fast immer sind die Kunden über die Wirksamkeit und die Reaktionen ihrer Körper verblüfft. Die Menschen zweifeln vorher oft an den eigenen Fähigkeiten, körperliche Reaktionen wahrzunehmen. Aber es klappte bis jetzt immer! Das Ergebnis ist in der Regel sehr eindeutig und schnell ersichtlich. In der Nachbesprechung höre ich darum oft die Aussage: «Jetzt ist es mir klar!» Und das in nur einer Sitzung. Ein weiterer Vorteil ist die gemeinsame Reflexion. Mit der Unterstützung eines Coachs können noch weitere Beobachtungen gespiegelt werden, was die Entscheidungsfindung zusätzlich unterstützen kann.

Und die junge Frau? Ihre Entscheidung hat sich auch deutlich gezeigt. Ich verrate sie aber nicht. Nur so viel: Ich bin überzeugt, dass wir noch viel von dieser Frau hören oder lesen werden!

Quellen:
Varga von Kibéd, Insa Sparrer (2003). Ganz im Gegenteil. Heidelberg: Carl-Auer Verlag.
Antonio Damasio (2000). Ich fühle, also bin ich. München: List Verlag.

 

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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