07.03.2018, Entwicklung von Individuen

Orientierung bei grossen Veränderungen

Was mache ich, wenn die Veränderung da ist? Ich begebe mich auf eine Hausbesichtigung.

Das Haus der Veränderung

Im «Haus der Veränderung» hat jeder Raum eine bestimmte Funktion.

Gravierende Veränderungen können uns alle betreffen. Manchmal kündigen sie sich an und manchmal sind sie überraschend. Mögliche Beispiele aus dem Arbeitsmarkt sind:

  • Wechselnde Eigentümer durch Firmenverkauf
  • Reorganisation mit anschliessendem Stellenverlust
  • Verlagerung des Arbeitsortes
  • Veränderte Marktsituationen
  • Chefwechsel usw.

Da ich als Coach an die Selbststeuerung glaube, bin ich überzeugt, dass wir den Situationen nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern dass wir den Prozess selber aktiv mitgestalten können.

Fachwissen hilft zu verstehen – Reflexion im «Haus der Veränderung»

Was passiert mit uns in Veränderungsprozessen? Gerne verwende ich in Change-Mandaten das «Haus der Veränderung». Es ist einfach verständlich und sehr anschaulich. Bei einer gravierenden Veränderung bewegen wir uns durch alle Räume. In der Abbildung im Gegenuhrzeigersinn. In manchen Räumen verweilen wir lieber oder länger und manche Räume durchschreiten wir schneller. Kein Raum kann ausgelassen werden und alle gehören zum Change. Die Gefühle in den jeweiligen Räumen sind sehr unterschiedlich – von total zufrieden über schockartige Erstarrung bis hin zu motivierend. Das Wissen über die möglichen Zustände kann helfen, um mich in der Selbststeuerung zu beobachten.

Was nützt mir das «Haus der Veränderung»?

Wenn ich mich bewusst beobachte, kann ich meinen Zustand und meine Gefühle einem Raum im Haus der Veränderung zuordnen. Zum Beispiel gehört die Aussage «Früher war es halt...» in den Raum der Ablehnung. In Gesprächen mit ebenfalls Betroffenen erkenne ich, wer auch noch mit im gleichen Raum ist wie ich. Das kann mir zwar helfen zu realisieren, dass ich nicht die einzige bin in dieser Situation. Kann es jedoch auch schwierig machen, den Ausgang aus dem Raum der Ablehnung zu finden. Die Durchschreitung dieses Raums braucht Zeit, aber irgendwann habe ich es geschafft und ich kann die Veränderung akzeptieren und mich bewusst der Zukunft zuwenden.

Im Raum der Verwirrung befinden wir uns meistens nur kurz. Wir Menschen tendieren dazu, Sinn und Ordnung herzustellen. Und wenn ich dabei unsicher bin, kann bei anderen nachfragen, welche Chancen sie sehen. Auch hier ist der Blick in alle Richtungen hilfreich, damit ich sehe, wer sich auch noch im Raum der Erneuerung befindet. Gerne wende ich mich an Menschen, die mir Zuneigung geschenkt haben und mir speziell im Raum der Ablehnung zugehört haben. Und an vertraute Menschen, die mir verdeutlichen, dass die Veränderung kein Weltuntergang bedeutet.

Was lerne ich bei der «Hausbesichtigung»?

  • Ewig währt wenig oder fast nichts. Ich werde mich nicht für immer im Sonnenraum aufhalten, aber auch nicht ewig im Kerker der Ablehnung schmoren. Jeder Raum hat seine Eigenheiten, die ich akzeptieren muss.
  • Für meine Befindlichkeit/Gefühle bin ich selber verantwortlich. Wenn die Situation unerträglich wird, kann und muss ich mich bewegen – in den nächsten Raum.
  • Für Aussenstehende ist es häufig schlecht nachvollziehbar, wie gross die Belastung der Veränderung für mich ist, wenn ich Beispiele aufzähle, die die Veränderung mit sich bringt. Für die Zuhörer ist es verständlicher, wenn ich meine Befindlichkeit mitteile.
  • Selbstwahrnehmung und Eigenreflexion hilft, um nicht zu lange im Raum der Ablehnung oder sogar im Kerker zu verweilen.
  • Es hilft, die Veränderung zu akzeptieren und sich den eigenen Handlungsmöglichkeiten zuzuwenden.

Wer mit offenem Blick und Zuversicht durch das Haus geht, trifft viele Menschen, die sich im gleichen Raum befinden. Zum Teil sind sie schon länger hier und ich kann von ihren Erfahrungen profitieren. Manchmal macht es aber auch Sinn, Menschen von ausserhalb zu treffen und sich neutral auszutauschen.

Welche Hausbesichtigungen haben Sie schon erlebt?

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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