Die aktuelle Lage ist eine Herausforderung. Für alle. Wir begegnen einer Gefahr, einem Virus, die wir weder schmecken, riechen, hören noch mit blossem Auge sehen können. Wir erleben gerade, wie in kürzester Zeit unsere gewohnten Systeme, Routinen, Überzeugungen und Machtinstanzen in Frage gestellt werden. Die Ungewissheit bestimmt gerade unser Leben und ich als Individuum bin gefordert, jetzt den Kontakt zumindest zu mir selber nicht zu verlieren. Dieser Blogbeitrag handelt davon, wie wir gut auf uns achtgeben und die Transition (Übergang, Wandel, Umbruch) nützen können. Ein Plädoyer für die Reflexion.
Aus meiner Sicht haben wir die erste, chaotische Zeit in der Krise hinter uns. Gefühle, die in solchen Phasen vorherrschen, sind Panik, Verwirrung und eine extreme emotionale und kognitive Unsicherheit. In Zeiten von Gefahr reagieren wir Menschen ganz unterschiedlich auf solche Zustände. Einigen reagieren mit Hyperaktivität, andere erstarren. Viele Menschen greifen auf alte Muster und auf bewährte Strategien zurück. In einem Gespräch wurde ich diese Woche gefragt: «Wie soll ich denn nun meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Remote Work kontrollieren?» Das Streben nach Kontrolle und Beherrschbarkeit kommt als alte Aufgabe von Führung wieder hoch. Genauso wie im Moment der Ruf nach der «einen» glorreichen Führungskraft wieder stärker wird. Dabei ist jetzt mehr der Moment des Zutrauen und Vertrauens. Doch was ist, wenn in diesen komplexen Zeiten die bisherigen Verhaltensweisen nicht mehr funktionieren? Indem ich mich an sie klammere, verstärke ich meine Unsicherheit in der Wiederholungsschlaufe.
Darum ist jetzt Reflexion und die Verbindung zu mir selber so wichtig. Damit wir uns aus purem Tätigkeitsdrang oder reinem Funktionieren nicht selber verlieren und den möglichen Neuanfang verpassen. Wie das geht? Mir hilft das Transitionsmodell nach William Bridges. Es braucht Zeit, um zu verstehen, was ich loslassen muss und was endgültig vorbei ist. Denn «Nach der Krise ist nicht vor der Krise», wie ich kürzlich in einem Podcast zum Thema «Unsichere Zeiten» hörte. Nur wenn ich in Verbindung zu mir selber stehe, verstehe ich, was für mich gerade jetzt bedeutend ist und was ich vom Alten loslassen muss. Erst dann kann ich mich der neutralen Zone, dem Niemandsland, zuwenden und mein eigenes Wachstum ermöglichen. Denn im Niemandsland ist das Neue in Ansätzen bereits enthalten. Wenn das Alte losgelassen ist, können wir Neues ausprobieren und spüren und Antworten finden. Alles Verhaltensweisen, die in komplexen Situationen hilfreich sind. Denn im Unvorhergesehenen liegen auch Chancen.
In den letzten zwei Wochen habe ich in Gesprächen verstanden, dass jetzt sehr viele Menschen solche Erfahrungen machen. Ein Beispiel: «Ich musste mein Vorurteil gegenüber Videokonferenzen loslassen. Früher habe ich immer gesagt, dass das nicht das gleiche ist wie ein Treffen vor Ort. Weil mir jetzt das persönliche Treffen nicht zur Verfügung steht, habe ich mich auf das Neue eingelassen. Und festgestellt: Ja, es ist nicht das gleiche. Dafür gibt es Möglichkeiten, die eine Offline-Besprechung nicht bietet.»
Und wie geht es Ihnen im Moment? Falls Sie Lust haben, über sich selber nachzudenken, finden Sie hier einige Fragen, die in der Transition helfen:
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