Max Renggli ist Inhaber und CEO der Renggli AG, der Spezialistin für energieeffizientes Bauen mit Holz. 1991 hat er das Familienunternehmen in der vierten Generation mitübernommen und es kontinuierlich ausgebaut. Heute beschäftigt das Unternehmen mehr als 220 Mitarbeitende und nutzt die digitale Transformation, um marktgerechte und nachhaltige Bauten zu erstellen. Was für ihn bei der (Unternehmens-)Führung wichtig ist, erzählt er im Interview.
Max Renggli, was ist das Zentrale von Führung?
Gute Führung macht andere erfolgreich. Bei der Renggli AG haben wir das Ziel, dass Führungspersonen durch ihre Führung bei anderen Menschen einen Mehrwert generieren.
Was beachten Sie bei Ihrer Führungstätigkeit?
Ich begegne Menschen, egal auf welcher Hierarchiestufe, als Mensch. Ich versuche mir über verschiedene Informationen eine Meinung zu bilden. Und ich will mit einer Mannschaft unterwegs sein, die Verantwortung übernimmt.
Als Inhaber tragen Sie die Verantwortung.
Meine Situation ist folgende: ich bin CEO und ich bin Verwaltungsratspräsident und ich bin alleiniger Vertreter des gesamten investierten Kapitals. Das hat viele Vorteile, aber auch viele Nachteile. Grundsätzlich habe ich das alleinige Sagen. Ich habe gelernt, dass es wichtig und sinnvoll ist, Mitglieder im Verwaltungsrat zu haben, die mitentscheiden können. In unserem Verwaltungsrat hat jedes Mitglied das gleiche Stimmrecht. Nach dem gleichen Prinzip habe ich eine Geschäftsleitung eingerichtet. Sie hat die Möglichkeit, mich zu überstimmen. Das hat mich dazu geführt, zuzulassen, dass das auch passiert. Das war anfänglich gar nicht so einfach.
Wie hat sich diese Erkenntnis bei Ihnen entwickelt?
Als ich die Führung des Unternehmens übernahm, hatte die Firma 14 Angestellte und ich eine völlig andere Vorstellung von Führung. Damals sagte ich: wir gehen hier entlang. Wenn das Team wächst, kommen Sie mit diesem Führungsstil an Grenzen. Sie sind dann gezwungen zu reflektieren. Und Sie müssen gut zuhören, um die richtigen Entscheide zu treffen.
Wie hat sich Führung in Ihrer langjährigen Berufstätigkeit verändert?
Was neu dazugekommen ist und die Führung stark verändert hat, ist die Digitalisierung. Weil mit der Digitalisierung kam das Wissen weg von der Führung. Früher wurde Wissen oft gebunkert in der Hierarchie. Und das ist heute anders. Heute haben Sie einen völlig offenen Raum. Denn das Entscheidende an der Digitalisierung ist der Abbau oder Wegfall von Grenzen.
Wie geht die Renggli AG mit der Digitalisierung um?
Bei uns trifft traditionelles Handwerk auf modernste Technologie. Wir nutzen die digitale Transformation und setzen zukunftsweisende Technologien ein. Die High-Tech-Anlage in unserem Werk in Schötz lenkt fast etwas vom Holz ab. Mit Building Information Modeling BIM bringen wir eine hohe Effizienz in den Holzsystembau.
Dann haben Sie die Digitalisierung recht gut im Griff.
Von aussen betrachtet könnte man zu diesem Schluss kommen. Doch das stimmt nur bedingt. Bei der Unternehmensführung und -entwicklung – und dazu gehört eben auch die Digitalisierung – spielen Sie den Match jeden Tag aufs Neue. Das hört nie auf.
Wie meinen Sie das?
Führung und die Führung eines Unternehmens sind etwas Komplexes. Das heisst, niemand kann wirklich voraussagen, wie sich eine Situation entwickelt. Jeder Tag fängt wieder bei Null an. Dieser Herausforderung muss man sich stellen, wenn man führen will. Das ist auch anstrengend. Sie müssen jeden Tag dazulernen und sich jeden Tag neu positionieren. Das ist anders als bei etwas kompliziertem. Etwas Kompliziertes kann ich irgendwann verstehen.
Das bedeutet dann auch viel Veränderung.
Ja, natürlich. Veränderung ist permanent. Darum muss Führung immer auf die momentane Situation reagieren. Neben viel Erfahrung bedingt gute Führung auch genügend Sensibilität, um die Feinheiten der jeweiligen Situation herauszuspüren.
Wie stufen Sie Veränderungen ein?
Veränderungen sind grundsätzlich schwierig, weil der Mensch nicht gerne Veränderungen hat. Das System muss Fieber bekommen, damit die Menschen merken, jetzt muss etwas passieren. Wenn es einer Unternehmung zu lange gut geht, dann ist sie echt gefährdet. Es ist einfacher zu führen, wenn Sie eine Krisensituation haben und alle wissen, wir müssen uns zusammenraufen, um den Weg zu finden. Aber wenn es dem System gut geht, wer um Himmels willen will dann geführt werden?
Was braucht es neben dem Fieber, damit Veränderungen gelingen?
Wenn Sie Veränderung wollen müssen Sie zulassen, dass Sie nicht wissen, was passiert.
Das ist für viele nicht einfach.
Aber es ist spannend. Ich mache Ihnen ein Beispiel. Bei der Renggli AG findet vierteljährlich ein Entwicklungs- und Innovationstag statt. Hier gebe ich nur den Rahmen und die Möglichkeit vor. Am Innovationstag selber habe ich keine Rolle und keinen Einfluss mehr. Jede Abteilung und jedes Team gestaltet den Innovationstag selber. Und das hat ein grosses Potential. Ich bin überzeugt, dass sich diese Investition für das Unternehmen, aber auch für die Mitarbeitenden auszahlt.
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