Robi, du arbeitest seit gut einem Jahr als Personalverantwortlicher für zwei Firmen. Wie kann ich mir das genau vorstellen?
Die beiden Unternehmen sind zwei unabhängige Firmen mit der fast identischen Inhaberschaft. Die beiden Besitzer, die auch gleichzeitig die Geschäftsführer sind, verbindet eine langjährige Kooperation. Beide Firmen sind unterschiedlich in der Kultur sowie in den Prozessen und Abläufen. Räumlich teilen sich die beiden Firmen ein Geschäftsgebäude und haben einen gemeinsamen Empfang. 2016 haben die beiden Verwaltungsräte bekanntgegeben, dass die beiden Firmen noch stärker zusammenarbeiten wollen, um Synergien im Bereich Produkt- und Leistungsportfolio besser zu nutzen.
Wie wirkt sich dieser Entscheid auf deine Tätigkeit aus?
Es geht darum, Instrumente und Gefässe für die Durchmischung der beiden Belegschaften einzuführen. Ein zentraler Hebel sind die Führungskräfte.
Wie aktivierst du die Führungskräfte?
Im Sommer 2016 haben wir den Führungszirkel eingeführt. Ich wollte ein niederschwelliges, internes Instrument anbieten, das den Austausch fördert und bei dem aus Unterschiedlichkeit und alternativen Handlungsansätzen gelernt werden kann. Der Konsens ist nicht das Ziel.
Wie soll ich mir den Führungszirkel konkret vorstellen?
Der Führungszirkel findet einmal im Monat statt und dauert 1,5 Stunden. Er ist für alle elf Führungspersonen der zwei Firmen obligatorisch. Im Raum befinden sich alle Führungsebenen, die beiden Geschäftsführer sind also auch dabei. Zuerst findet während 45 Minuten ein Austausch zu einem vorher gewünschten oder von mir vorgeschlagenen Thema statt, anschliessend bearbeiten wir einen Case. Falls ein Teilnehmer ein konkretes Anliegen hat, bearbeiten wir das in einer Art «Intervision».
Was ist deine Rolle und Aufgabe?
Zwischen den Führungszirkeln halte ich Augen und Ohren offen und schaue, welche Themen die Führungskräfte gerade beschäftigen. Dann erstelle ich eine Einladung für den nächsten Führungszirkel und suche das Thema für diesen Anlass. Für den zweiten Teil bereite ich einen Case vor, so wie er sich bei uns abspielen könnte. Im Zirkel moderiere ich das Gespräch und den Case, respektive die Intervision bei einem konkreten Anliegen eines Teilnehmers.
Wie haben die Führungskräfte auf den Führungszirkel reagiert?
Am Anfang mit einer verständlichen Skepsis, doch die hat sich schnell gelegt. Das hat sicher mit den beiden Geschäftsführern zu tun, die selber sehr engagiert und offen mitmachen. Sie stellen selber Anliegen zur Diskussion und hinterfragen auch selbstkritisch.
Was ist der Nutzen für die Führungskräfte und für die Firma?
Der Führungszirkel fördert die Selbstsicherheit der Führungskräfte. Sie gewinnen Selbstvertrauen für Entscheidungen, schaffen Vertrauen im Führungsgremium und erfahren die Kompetenz innerhalb dieses Gremiums. Die beiden Firmen entwickeln eine positive Führungskultur, schärfen das Rollenverständnis für die Führung und etablieren Führung als übergeordnete Aufgabe. Bei all dem erleben die Beteiligten unterschiedliche Erfahrungen und Haltungen als etwas Positives. Und dieses Instrument unterstützt neue Führungskräfte beim Rollenwechsel vom Mitarbeiter zur Führungskraft.
Was sind die Herausforderungen?
Aktuell die Verbindlichkeit der Termine. Einige Abmeldungen zeigten ein Bedeutungsgefälle der operativen Arbeit gegenüber der Führung und der Gruppe. Weil der Zirkel auch eine Plattform ist, um sich zu profilieren, ist es wichtig, dass die Gespräche sorgfältig moderiert sind, damit die Gesprächsanteile gleichmässig verteilt sind.
Der Zirkel findet nun seit fast einem Jahr statt. Was sind für dich die Gründe, warum das Instrument ankommt?
Der Schlüssel liegt in den Persönlichkeiten der Geschäftsführer und in der Art und Weise, wie sie selber mitmachen. Zudem hält sich die aufgewendete Zeit für die Teilnehmer im Rahmen. Und die Themen stammen aus der Praxis. Ein weiterer Grund ist für mich die Deklaration von Veränderbarkeit und Vertraulichkeit. Das Instrument wurde klar als Test für ein Jahr eingeführt und wir evaluieren es diesen Sommer. Dann schauen wir, ob der Zirkel weitergeht oder ob ein anderes Instrument zielführender ist. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir auf Basis dieses Konzepts weitermachen werden.
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