30.03.2016, Interkulturelle Entwicklung

Wie Kultur unsere Wahrnehmung beeinflusst

Was passiert in unserem Hirn, bevor wir handeln? Teil 1

Wahrnehmung

Unsere Vorstellungen täuschen manchmal unser Auge.

Unseren Wahrnehmungsprozess finde ich hochspannend. Mit den Sinnesorganen nehmen wir Reize auf und sofort startet unser Gehirn einen aufwendigen Verarbeitungsprozess bis klar ist, mit welcher Handlung wir darauf reagieren. Das alles geschieht in Millisekunden und ohne dass es uns bewusst ist. Doch was genau geschieht in diesem Verarbeitungsprozess? Unser Gehirn nimmt die empfangenen Reize auf und selektioniert diese nach Intensität, Wichtigkeit, Grösse und Bedürfnissen. Anschliessend organisiert unser Gehirn die Reize aufgrund bereits erlebten und einfachen Mustern wie Stereotypenbildung, Halo-Effekt und Primacy-Recency-Effekt. Nach dieser Strukturierung erfolgt die Interpretation. Das Gehirn versucht, aus den bereits selektionierten und organisierten Informationen eine Interpretation abzuleiten.

Wie uns der Wahrnehmungsprozess hilft, schnell ein kluges Verhalten zu antizipieren

Die Interpretation bildet eine Annahme über eine Person oder über eine Sache und gibt uns die Richtung für unser Verhalten vor. Was sehr kompliziert tönt, vereinfacht dieses Beispiel: Es ist kurz vor dem Mittag und ich bestelle im Restaurant eine Rösti. Als mein Gericht serviert wird, melden meine Sinnesorgane verschiedene Reize (Düfte und visuelle Reize). Sofort startet mein Gehirn den Prozess: es selektioniert (mein Bedürfnis nach Nahrung ist gross = also wichtig), es organisiert (Suche nach ähnlichem = Rösti bekannt, also vertrauenswürdig), es interpretiert (braune Kruste = besonders knusprige und leckere Rösti sowie grosse Portion = ich werde genug zu essen haben). Spätestens jetzt ist mein Verhalten klar: sofort zur Gabel greifen und essen. Und das alles geschieht in kürzester Zeit! Unser Gehirn leitet aus dem Wahrnehmungsprozess Informationen ab, worauf wir uns «klug» und «sicher» verhalten.

Kultur und Sozialisation bilden Grundlagen für Wahrnehmung

Die Art, wie wir leben (Kultur, Geografie) und aufwachsen (Sozialisation, Erziehung, Familie), bildet die Grundlage des gesamten Wahrnehmungsprozesses. Alles, was wir erleben und was uns prägt, wird als Hilfsstruktur verwendet. Auf dieser Grundlage leiten sich dann unsere Interpretationen ab. Folglich ist bereits unsere Wahrnehmung sehr selektiv und durch das hohe Verarbeitungstempo nicht immer sehr genau.

Vorurteilen spielerisch auf die Schliche kommen

Haben Sie Lust auf einen kleinen Selbstversuch? Das Spiel «Die unüblichen Verdächtigen» von Cranio Creations/Heidelberger (Vertrieb Schweiz Fata Morgana, Bern) macht dies möglich. Ein unterhaltsames Spiel für 3 bis 18 Spieler ab 8 Jahren, bei dem unsere Interpretationen und Vorurteile sehr deutlich werden. Ein Spiel, das Spass macht und gleichzeitig nachdenklich stimmt.

Falls Sie mehr über den Wahrnehmungsprozess wissen wollen, stelle ich Ihnen gerne meine CAS Abschlussarbeit zur Verfügung. Einfach ein Mail an info[at]crearium.ch senden und Sie erhalten meine Arbeit kostenlos.

Zu Teil 2: «Wahrnehmung und das Eisbergmodell»

 

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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