04.09.2019

Twitter als Lerninstrument kennen lernen und nutzen

Eine Selbsterfahrung.

Twitter als Lerninstrument

Twitter ist ein hervorragendes Lerninstrument.

Angefangen hat alles damit, dass ich immer wieder über Beiträge gestolpert bin, die Twitter als Lerntool bezeichneten. Als dann Jane Hart, eine anerkannte Expertin im Bereich Workplace Learning, sieben Jahre hintereinander Twitter als das Lerntool Nr. 1 bezeichnete, wurde ich neugierig. Für mich war es Zeit, einen Selbstversuch zu wagen und meine Vorurteile gegenüber Twitter über Bord zu werfen. Und so begann meine Lernreise. Davon erzählt dieser Blogbeitrag.

Twitter als Fachzeitschrift – wem ich folge, bestimme ich selber

Mein grösstes Vorurteil war, dass auf Twitter ja nur über oberflächlichen Mist geschrieben wird. Zack, gleich beim ersten Nachlesen über Twitter bin ich über mein Denkmodell gestolpert. Wem ich folge, bestimme ich ja selber!

Also zuerst mal neu denken und überlegen, vom wem ich denn etwas lesen möchte. Von wem lese ich auch Fachartikel? Und schon habe ich eine Liste von etwa 30 Personen erstellt. Gleich nach dem Erstellen des Kontos habe ich die meisten davon auf Twitter gefunden und bin ihr Follower geworden. Nun erhielt ich direkte Botschaften mit maximal 280 Zeichen von «meinen» Expertinnen und Experten. Mir fiel auf, dass viele Tweets nur kurz ein Thema anrissen und einen Link für weitere Informationen angaben. Das war mir sehr sympathisch, denn auch beim Zeitungslesen orientiere ich mich an den Überschriften und entscheide dann, ob ich den ganzen Artikel lesen will. Meinen persönlichen Auswahlfilter überarbeite ich immer wieder. Mit den Tasten «Folgen» und «Entfolgen» ist das ganz einfach.

Dokumentieren ist Lernen – Twitter als öffentliches Notizbuch und Wissensspeicher

Irgendwann war es dann Zeit für die nächste Stufe. Selber eine Nachricht, einen Tweet, zu erstellen. Jemand hatte eine Frage gestellt und ich gab eine Antwort. Meine Freude war gross, als ich sogar eine Reaktion dazu erhielt! Okay, nun war ich bereit für das nächste Übungsfeld. Twitter zur Dokumentation und als Wissensspeicher zu nutzen. Als Liebhaberin von Podcasts und Veranstaltungen habe ich bereits jetzt prägnante Sätze und Inhalte notiert – irgendwo. Das wollte ich nun auf Twitter machen. Zu einem für mich unglaublich inspirierenden Podcast habe ich die treffendsten Aussagen auf Twitter zitiert. Natürlich mit Quellenangaben. Dabei stellte ich den gleichen Effekt im Lernen fest wie beim Dokumentieren auf Papier. Der Unterschied dazu waren aber die Reaktionen auf meine Tweets. Ich erhielt viele weitere Tipps und Aussagen, die meine Botschaft ergänzten und bereicherten. Das für mich eindrücklichste Erlebnis aber fand an einem Barcamp statt. Auch hier wollte ich versuchen, wichtige Aussagen für mich zu dokumentieren. Der Veranstalter teilte uns zu diesem Barcamp einen #Hashtag mit. Das heisst, alle Tweets, die mit diesem #Hashtag versehen sind, lassen sich so über die Suchfunktion filtern und finden. Ich übte mich also im Zuhören und Dokumentieren gleichzeitig – also im Lernen. In der Pause rief ich dann den Hashtag auf und fand ganz viele andere Botschaften. Ich fand dokumentierte Aussagen, die mir durch die Lappen gegangen sind. Was für eine unglaubliche Bereicherung!

Twitter als einfach erreichbares Netzwerk

Informelles Lernen findet täglich statt und Netzwerke unterstützen mich dabei. Wenn wir von 90% informellem Lernen ausgehen, so sind tragfähige Netzwerke meine wichtigsten Quellen dafür. Ein Vorteil vom Lernen in Netzwerken ist für mich, dass es auf gleicher Augenhöhe stattfindet. Das ist eine Folge von Geben und Nehmen. Ich war am Anfang sehr erstaunt, wie einfach erreichbar und auch nahbar Expertinnen und Experten sind. Ich anerkenne nun Twitter als Lerntool. Twitter ist kostenlos und somit für alle mit Internetanschluss zugänglich und absolut hierarchiefrei. Ich teile meine Wertschätzung zum Inhalt durch Liken oder Kommentieren oder stelle Inhalte anderen zur Verfügung. Natürlich immer mit dem Bewusstsein, dass ich für meine Texte selber verantwortlich bin, also vergewissere ich mich meiner Quellen sehr genau. Ein weiterer Vorteil sehe ich in der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Einmal suchte ich ein Buch, wusste aber den Titel nicht mehr. Ich fragte auf Twitter und bekam sofort ganz viele Tipps. Was für eine Ressource!

Mein Fazit: ich werde Twitter weiter als Lerninstrument nutzen. Es gibt noch einige Funktionen und Einsatzmöglichkeiten, die ich entdecken möchte.

Falls auch Sie einmal einen Versuch wagen wollen, finden Sie hier Informationen, die mir sehr geholfen haben:

http://www.edutrainment-company.com/die-top-100-lern-tools-teil-1-9-tipps-wie-sie-twitter-zum-lernen-einsetzen/

https://holgermoller.wordpress.com/2018/10/02/twitterchat-als-lern-und-austauschformat/

https://harald-schirmer.de/2015/10/29/twitter-fuer-einsteiger/ 

Meine Learnings

  • Sich im Netz zu zeigen braucht am Anfang Überwindung.
  • Zuhören und gleichzeitig twittern braucht etwas Übung, aber es geht mit der Zeit immer besser.
  • Twitter als virtuelle Veranstaltungsdokumentation eröffnet mir die Learnings von allen Twitterern.
  • Für einen Tweet während einer Veranstaltung muss ich mich konzentrieren – das unterstützt mein Lernen. Die Beschränkung auf 280 Zeichen hilft mir, auf den Punkt zu kommen und mein neues Wissen prägnant zu formulieren.
  • Ein wichtiges Element von Lernen ist die Reflexion. Beim Schreiben von Tweets läuft diese fast unbemerkt ganz nebenbei. Und was ich mal aufgeschrieben habe, behalte ich viel besser im Kopf.
  • Generell hat es meine Wahrnehmung und Einschätzung von subjektiven Aussagen geschärft.
  • Twitter ist für mich kein Diskussionsort.
  • Ich kann auf Twitter meine Ideen kritisch überprüfen lassen und bekomme schnell ein Feedback.

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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Kommentare (2)

  • Julia am 14.11.2019
    Liebe Luzia,
    vielen Dank für diese inspirierende Zusammenfassung. Jetzt reizt es mich tatsächlich, auch wieder in den Twitter-Lernprozess einzusteigen.

    Herzliche Grüsse
    Julia
    • Luzia Anliker am 14.11.2019
      Liebe Julia. Das freut mich ja sehr und vielen Dank für dein Feedback. Und falls du mal Lust auf einen Erfahrungsaustausch hast - einfach melden :-).
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