24.04.2019

Zwei Beispiele, wie Mitarbeitende Yammer nutzen

Die unternehmensinterne Austauschplattform Yammer kann unterschiedliche Funktionen erfüllen.

Yammer dient dem vernetzten Austausch

Yammer ist eine unternehmensinterne Plattform, um Themen abteilungsübergreifend auszutauschen.

Unternehmen mit modernen Zusammenarbeitsformen nutzen auch moderne Kommunikationsplattformen. Eine davon ist Yammer. Yammer ist ein soziales Netzwerk, das unternehmensintern im Einsatz steht. Die Inhalte bleiben im Unternehmen und sind für Aussenstehende nicht sichtbar. Yammer ist Teil des Microsoft-Pakets «Office 365 Business» und unterstützt die Kommunikation und den Austausch von Ideen im Unternehmen. Dazu kann jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter eine Themengruppe einrichten. Wer sich für dieses Thema interessiert, kann der Gruppe beitreten und erhält künftig alle Nachrichten, die in dieser Gruppe publiziert werden.

Kommunikation im Pull-Prinzip

Die Plattform beruht auf dem Pull-Prinzip. Das heisst, die Interessierten holen (und abonnieren) sich die Informationen selber. Das verhindert eine Überflutung mit Informationen, die Mitarbeitende für sich als nicht interessant einstufen. Für eine Organisation ist die Unterscheidung zwischen Pull- und Push-Prinzip von grundlegender Bedeutung. Klassischerweise funktionieren Mitarbeitendenzeitungen, Schwarze Bretter, Protokolle oder das Intranet im Push-Prinzip: das Management entscheidet, welche Informationen publiziert werden und alle Mitarbeitenden erhalten sie. Im Pull-Prinzip entscheidet nicht mehr das Management, welche Inhalte veröffentlicht werden und wer sie erhalten soll. Sondern die Mitarbeitenden selber. Und es wird offensichtlich, welche Themen viele Mitarbeitende interessiert und welche nicht (siehe auch den Blogbeitrag Selbstgesteuerte interne Kommunikation – gute Inhalte finden ihr Publikum).

Auswirkung auf Unternehmenskultur

Yammer oder andere Kommunikationsplattformen sind in allen Organisationen, die ich kenne, eine Ergänzung zu Push-Kanälen wie Intranet oder Mitarbeitendenzeitung. Das heisst, es besteht weiterhin die Möglichkeit, Informationen allen Mitarbeitenden zukommen zu lassen. Dennoch wirkt sich die Möglichkeit der Mitarbeitenden, Informationen selbständig zu publizieren und abzurufen, stark auf die Unternehmenskultur aus. Beziehungsweise je nach Unternehmenskultur zeigt sich die Nutzung von Yammer anders.

Yammer für alles, ausser geschäftliches

Ein mir bekanntes Unternehmen aus dem Finanz-IT-Sektor hat eine Unternehmenskultur, in der privates-persönliches nicht vorkommt. Das Unternehmen ist streng hierarchisch organisiert, es geht nur um die Arbeit und «menschliches» hat keinen Platz. Umgehend nach der Einführung von Yammer haben die Mitarbeitenden das Tool fleissig genutzt und zahlreiche Themengruppe gegründet. Die ersten Gruppen waren «Cat Lovers», «Dog Walkers», «Mountain Bike», «Töff-Treff», «Mittagsjogger» und «Vegan Essen». Also alles Themen, die nichts mit der tatsächlichen Arbeit und den Aufgaben der Mitarbeitenden zu tun hatten. Das war gar nicht im Sinn des Managements, das sich vorgestellt hatte, dass sich die Mitarbeitenden, Teams und Projektgruppen über arbeitsfachliche Themen austauschen sollten. Dabei zeigt gerade dieses Beispiel, wie gross das Bedürfnis der Mitarbeitenden ist, sich auch als Menschen mit verschiedenen Interessen auszutauschen.

Bei der SBB gibt es nur geschäftsbezogene Yammer-Gruppen

Ganz anders bei der SBB. Die SBB hat Office 365 mit Yammer im Frühling 2018 eingeführt. Die ersten Gruppen entstanden nur zögerlich, waren aber alle auf die Arbeit fokussiert. Nicht etwa, weil es eine Richtlinie gibt oder die Chefs diesbezügliche Vorgaben machten. Die Gruppen entstanden alle aus dem Bedürfnis der Mitarbeitenden heraus. So gibt es eine Yammer-Gruppe nach dem Prinzip «User helfen Usern» für Fragen zum Umgang mit Office 365. In einer anderen Gruppe teilen die Mitglieder Artikel, die sie auf Kanälen ausserhalb des Unternehmens zum Thema «Transformation» gefunden haben und diskutieren sie. Eine Themengruppe befasst sich mit Selbstorganisation. Auch diese Themen könnten dem Management nicht gefallen. Gerade wenn es um das Thema Selbstorganisation geht, das zum Ziel hat, Führung/Hierarchie/Management abzuschaffen. Dennoch sind all diese Themen auf der Yammer-Plattform der SBB zugelassen. Und das sagt auch etwa aus über die Unternehmenskultur.

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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