Klar, die meisten Unternehmen haben es bereits im letzten Sommer wenn nicht gewusst, dann doch zumindest geahnt, dass es in einigen Monaten eine Pandemie geben wird, die das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben komplett auf den Kopf stellen wird. Prognosen auf einige Wochen und Monate sind in der Regel verlässlich und einfach zu erstellen. Darum sind wir ja alle so gut auf die Auswirkungen des Coronavirus vorbereitet gewesen. Und haben rechtzeitig Toilettenpapier eingekauft. Nur einige wenige geben nichts auf Prognosen und mussten dann in letzter Sekunde noch ihre Vorräte auffüllen.
Die Corona-Pandemie ist ein typisches Beispiel für unberechenbare Vorgänge. Solche sind eben nicht vorhersehbar und von enorm vielen Faktoren beeinflusst. Das sind Merkmale von Komplexität. Gemäss Michael Faschingbauer (in seinem Buch «Effectuation») kann man Komplexität mit vier Dimensionen beschreiben:
Die Vielfalt bei Vorlieben, Geschmäcker, Bedürfnissen und Angeboten ist nahezu unendlich. Die Zeiten, als es einfach ein schwarzes Modell T von Ford gegeben hat, sind vorbei. Die Auswahl ist heute grenzenlos. Das ist nicht nur auf handfeste Produkte begrenzt. Auch Wissen und Wahrheiten sind nicht mehr eindeutig, sondern immer auch vom jeweiligen Kontext abhängig.
Heute ist alles miteinander vernetzt. Damit ist nicht nur gemeint, dass jetzt auch der Kühlschrank ans Internet angeschlossen ist. Vernetzung bedeutet, dass auch Arbeitsprozesse und Lieferketten so miteinander vernetzt sind, dass ein Unternehmen die für den eigenen Betrieb wesentliche Prozesse nicht mehr kontrollieren und höchstens noch bedingt beeinflussen kann.
Der Takt des Lebens und der Wirtschaft ist heute höher als noch vor 50 Jahren. Das Wissen auf der Welt wächst exponentiell, Informationen erreichen uns ohne Verzögerung und Erkenntnisse und Erfahrungen haben eine immer kürzere Halbwertszeit.
Die Zahl der Einflussfaktoren wird immer höher. Ich (oder das Unternehmen) bin nur einer von immer mehr Einflussfaktoren. Das bedeutet, dass mein Einfluss entsprechend abnimmt. Und es gibt so viele Einflussfaktoren, dass ich sie weder vollständig kennen noch berücksichtigen kann. Eine kausale Ursache-Wirkung-Analyse funktioniert praktisch nicht mehr.
Die Zunahme von Komplexität löst permanent Veränderungen aus. Auf individueller, organisationaler und gesellschaftlicher Ebene. Wir können Probleme nicht mehr aus eigener Kraft lösen. Wir können nur an der Lösung mitwirken.
Die allermeisten Unternehmen arbeiten mit Budgets, Jahresplänen und Zielen. Diese Werkzeuge funktionieren gut, wenn sich an den angenommenen Rahmenbedingungen nichts wesentlich ändert und die Zukunft einigermassen vorhersehbar ist. Wenn Komplexität zunimmt, können die Annahmen jederzeit und unangekündigt ändern. Die Vorhersagbarkeit nimmt rapide ab und somit nützen Budgets, Jahrespläne und Ziele nichts mehr. Kaum eine vernünftige Firma hält noch an ihren ursprünglichen Jahreszielen 2020 und dem Budget fest. Doch welche Instrumente gibt es neben Budgets, Jahresplänen und Zielen? Die Frage nach den Werkzeugen stellt sich erst in einer zweiten Phase. Zuerst gilt es zu klären, was Ihre Absichten sind. Wollen Sie ein Unternehmen, das mit Komplexität, Dynamik und Ungewissheit umgehen kann? Wenn ja wird es darum gehen, von Planung und zentraler Steuerung Abschied zu nehmen. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, nehmen Sie mit uns Kontakt auf.
Literaturhinweis: Faschingbauer, Michael. 2017. Effectuation. Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln. 3. Auflage. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.
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