Die Arbeitswelt hat grosse Herausforderungen zu meistern: Pandemienachwirkungen, Ukrainekrieg, Fachkräftemangel, Unsicherheiten allen Orten. Der Druck wird immer grösser, was sich in einer zunehmenden Beschleunigung zeigt – die sogenannte Beschleunigungsfalle. Damit umzugehen fällt Organisationen schwer. Zu oft wird die Verantwortung, mit dem Druck umzugehen, auf den Einzelnen übertragen. Dabei sei das eine Führungsverantwortung, sagt Heike Bruch, Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Leadership an der Universität St. Gallen, in der SRF-Sendung «Sternstunde Philosophie».
In einer Untersuchung hat sie festgestellt, dass nur 13% der Unternehmen im deutschsprachigen Raum eine Führungskultur haben, die mit den aktuellen Herausforderungen gut umgehen kann. Was ist mit all den anderen Unternehmen? «Die müssen ebenfalls zu einem modernen Führungsverständnis kommen», ist Heike Bruch überzeugt. Organisationen müssen sich damit auseinandersetzen, welche Art der Führung sie wollen und welche Kompetenzen die Menschen haben, um die aktuellen Herausforderungen meistern zu können.
Im Umgang mit der zunehmenden Komplexität bietet sich transformationale Führung an. Sie steht im Gegensatz zur transaktionalen Führung, die Vorgaben macht, deren Umsetzung kontrolliert, Korrekturen anweist und mit Belohnungen/Bestrafungen arbeitet. Transaktionale Führung ist seit vielen Jahren die verbreitetste Form der Führung und zeigt sich mit Zielvorgaben, Management by Objectives (MbO) und Bonuszahlungen. Bei der transformationalen Führung hingegen gehe es darum, «dass die Führungskräfte die Sichtweise der Mitarbeitenden auf die Arbeit transformieren, so dass die Menschen den Sinn sehen, dass sie begeistert sind, dass sie merken, dass sie gebraucht werden», führt Heike Bruch aus.
Bei der transformationalen Führung spielen vier Dimensionen eine zentrale Rolle, die sich klar von der transaktionalen Führung unterscheiden:
Transaktionale Führung | Transformationale Führung |
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Im Wesentlichen orientiert sich die transformationale Führung an der Vision und nutzt und fördert die individuellen Fähigkeiten der einzelnen Menschen (statt alles über einen Kamm zu scheren). Weil transformationale Führung auf das Können der einzelnen Menschen statt auf Zielvorgaben abstützt, ist sie besser geeignet, mit Komplexität umzugehen.
Wesentliche Aspekte von transformationaler Führung sind einzuladen und Räume zu schaffen, damit Neues entstehen kann. Genauso wichtig ist, welche Haltung und welches Verhalten Führungspersonen zeigen. Voraussetzung ist ein positives Menschenbild. Ohne Verständnis der Theorie Y wird transformationale Führung nicht funktionieren. Sie bedeutet aber auch, zu verstehen, dass sich Komplexität nicht mehr alleine managen lässt, sondern dass es ein co-kreativer, kollektiver Prozess ist. Das heisst, dass es darum geht, gemeinsam Lösungen finden zu können. «Transformationale Führung ist die effektivste Art der Führung, die wir weltweit kennen», stellt Heike Bruch abschliessend fest.
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