Eine grössere Abteilung hat das Bedürfnis geäussert, an der Kommunikation untereinander zu arbeiten. Es besteht die Absicht, einander mehr und häufiger Dinge mitzuteilen und dies gleichzeitig weniger verletzend und weniger konfrontativ. Was wir als «Kommunikation für eine gelingende Zusammenarbeit» bezeichnen fusst auf zwei respektive drei Schritten:
Die Grundlage für jegliche Form von Rückmeldung ist die Beobachtung (Feststellung, Wahrnehmung) eines Verhaltens. Darum haben wir mit den Mitgliedern der Abteilung in einem Workshop ein Experiment dazu durchgeführt. Wir baten ein Mitglied, während zwei Minuten etwas zu tun, worauf es gerade Lust hatte und die anderen Mitglieder beobachteten es dabei. Anschliessend sammelten wir die Beobachtungen auf dem Flipchart.
Bei genauerer Betrachtung stellten wir fest, dass die meisten Nennungen nicht Beobachtungen waren, sondern Interpretationen. Einige Beispiele:
All dies können wir nicht wirklich beobachten, es sind keine Beobachtungen. Wir haben dies lediglich interpretiert:
Es fiel nicht allen Workshop-Teilnehmer:innen gleich leicht, diese Unterscheidung zu machen. Ihnen kann es helfen, sich vorzustellen, was eine Foto- oder Videokamera festhält. Eine Kamera fotografiert nicht das Glücklichsein, sondern das Lächeln. Die Videokamera zeichnet den Gang eines Menschen ohne Umweg auf und nicht dessen Zielstrebigkeit.
Warum ist es wichtig, sich über die eigenen Interpretationen bewusst zu sein? Meine Interpretation über das von mir Beobachtete* ist nur eine von verschiedenen Möglichkeiten. Andere Menschen interpretieren das Gleiche möglicherweise anders. Wenn ich mir keine Gedanken über meine Interpretation mache und sie für die Wahrheit halte, verschliesse ich mich anderen Wahrheiten. Ich suche nur noch nach Argumenten, die meine Sicht und Interpretation untermauern. Damit ist ein konstruktiver Dialog nicht möglich, es geht am Schluss nur noch darum, ob ich oder der andere Recht habe. Für eine gelingende Zusammenarbeit ist das wenig förderlich.
*Dass auch das Beobachten selber bereits eine Interpretation ist bzw. ich häufig nur beobachte, was mir bekannt ist oder in mein Denkschema passt (Stichwort Confirmation Bias) und ich somit eine verzerrte Wahrnehmung habe, ist ein anderes Thema.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!