05.07.2017, Entwicklung von Individuen

Vom Kollegen zum Chef

Was ein Rollenwechsel in Bezug auf Nähe und Distanz alles mit sich bringt.

Rollenwechsel

Ein Rollenwechsel wirkt sich auch auf Nähe und Distanz aus.

Vor kurzer Zeit habe ich im Einzelcoaching einen jungen Mann begleitet, der gerade seine erste Führungsposition eingenommen hatte. Seine Arbeit ist ihm wichtig und er ist sehr engagiert. Seine Leistungen und Kompetenzen machten ihn zu einem Mitarbeiter mit hohem Potential. Weil sein Vorgesetzter die Stelle wechselte, konnte mein Coachee als Nachfolger die Teamleitung übernehmen.

Rollenwechsel reflektieren

Sein Anliegen im Coaching war, den Rollenwechsel vom Kollegen zum Chef zu reflektieren und zu gestalten. Es ist sehr erfreulich, dass er diese Herausforderung achtsam angeht. Gerade weil das Team und die Aufgaben ja bereits bekannt sind, wird der Rollenwechsel in dieser Situation oft unterschätzt. Denn kollegiales Verhalten als Vorgesetzter ist zwar gut gemeint, kann aber die Durchsetzungskraft und das Vertrauen schnell zum Bröckeln bringen. Klarheit in der Führung fördert einen guten Start und hilft, schnell eine konstruktive Zusammenarbeit aufzubauen. Im Coaching haben wir die Chancen und die Risiken/Herausforderungen besprochen und die neue und die alte Rolle ausgeleuchtet. Dabei wurde schnell klar, dass die Führungsposition Verschiebungen in der Nähe und der Distanz zu seinen Teammitgliedern mit sich bringt. Obwohl er ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen hat – und er das auch beibehalten darf –, wird er an Nähe verlieren. Gerade am Anfang ist das als neue Führungskraft nicht immer einfach auszuhalten. Neue Vorgesetzte kompensieren das oft mit Aktionen, die zwar Nähe schaffen, von den Mitarbeitenden aber eher als zu kumpelhaft oder sogar als anbiedernd erlebt werden. Um dem entgegenzuwirken hilft das Wissen um den Abnabelungsprozess und die Rollenklarheit.

Neue Rolle – neuer Austausch

In den weiteren Sitzungen haben wir evaluiert, zu wem er an Nähe gewinnen wird. So sind neu seine Peers (andere Teamleiter und Teamleiterinnen) für ihn sehr wichtige Ansprechpersonen. Dort hat es Platz für Austausch, Anregungen und auch für Psychohygiene. Mein Kunde hat sich vorgenommen, sich bis zum nächsten Coaching mit jedem Peer einmal zum Lunch zu verabreden. Ich freue mich sehr über so viel Tatendrang und verfolge gespannt, wie sich mein Coachee in seiner neuen Rolle einlebt.

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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