06.11.2019

Vernetzt sein oder vernetzt arbeiten: was ist der Unterschied?

Eine Erklärung und der Startschuss zu einem Selbstversuch.

Vernetzung

Vernetzt sein und vernetzt arbeiten ist nicht das gleiche.

Im Moment bewegt sich die Arbeitswelt gewaltig. Wir müssen Neues lernen und sind mit neuen Denkmodellen gefordert. In einem Gespräch über die moderne Arbeitswelt habe ich gemerkt, dass ähnliche, aber verschiedene Begriffe für Unklarheiten sorgten. Auch ich habe erst nach einem ganz wunderbaren Blogbeitrag von Andreas Schorn verstanden, was der Unterschied zwischen vernetzt sein und vernetzt arbeiten heisst. Davon und von meinem nächsten Experiment handelt dieser Blogbeitrag.

Vernetzt sein

Wir sind alle vernetzt – manche mehr, andere wenige. Das heisst, ich kenne Menschen, bin zum Beispiel auf LinkedIn vernetzt und habe ein dementsprechendes Netzwerk. Wenn ich eine Frage habe, kontaktiere ich selektiv einen Kontakt daraus und erhalte eine Antwort. Das ist wunderbar – und bildet das Vernetztsein ab. Mein Netzwerk ist ein geschlossenes Umfeld oder System. Die Antworten entstammen der jeweiligen Blase und sind wenig ganzheitlich betrachtet, da ich ja «nur» einzelne Personen anspreche. Ich involviere jene, die ich kenne und meine Anzahl ist daher limitiert.

Vernetzt arbeiten

Im Vernetztarbeiten öffne ich meine Anfrage und spreche direkt ein grosses Netzwerk an. Wie das geht? Ich gebe meine Fragestellung in offene Systeme ein und gebe so meinem Anliegen die Chance, von allen relevanten Personen betrachtet zu werden. Allenfalls erfolgen Nachfragen und weitere Antworten und Diskussionen folgen. Der Vorteil daraus ist: durch die Diversität und die grössere Menge erhalte ich eine Mehrperspektivensicht. Die unterschiedlichen Erfahrungen bereichern die Frage und ich gelange zu einer ganzheitlicheren Lösung. Die Wahrscheinlichkeit, dass damit eine Lösung gefunden wird, die in einer komplexen Welt Bestand hat, steigt enorm. Wir werden dadurch schneller, flexibler, besser und sind näher am Kunden, da diese Perspektive ja schon besser berücksichtig wurde. Vernetzt arbeiten bedeutet, ich involviere für dieses Thema relevante Personen, egal ob ich sie kenne.

Wie geht das in Organisationen?

In vielen Organisationen halten im Moment offene Systeme (Enterprise Sozial Network) wie Yammer oder Slack Einzug. Darin kann ich mein Anliegen platzieren und der Netzwerkeffekt sorgt für die notwendige horizontale Vernetzung. Gerade in Unternehmen mit mehreren Standorten bereichert das den Austausch unglaublich. Ich muss einfach diese Kanäle benutzen und lernen, Informationen zu filtern.

Und ich als Einzelperson?

Das Vernetztarbeiten ist auch ohne Enterprise Sozial Network (ESN) Plattform möglich. Denn es geht zuerst einmal darum, mir diese Art zu arbeiten zu eigen zu machen. Sich in offenen Systemen wie Twitter, Instagram oder Linkedin mit einem gezielten Hashtag zu zeigen, braucht für viele etwas Überwindung. Seine eigenen Anliegen voranzutreiben und transparent zu machen, was einem gerade beschäftigt, fordert uns in unserer Identität heraus. Ich bin überzeugt, dass genau diese Fähigkeit in Zukunft essentiell ist.

Ein Selbstversuch dazu

Ich bin überzeugt davon, dass wir alle das Vernetztarbeiten noch mehr nützen dürfen – ich selber eingeschlossen. Darum habe ich im Januar 2020 ein Experiment gestartet. Ich suchte Menschen, die an einer virtuellen Buchbesprechung interessiert sind. Das besprochene Buch heisst «Die vergessene Klugheit» und ist von Allan Guggenbühl. Den Bericht über das Experiment gibt es hier.

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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