19.07.2017, Interkulturelle Entwicklung

Unsere gemachten Erfahrungen prägen unsere Wahrnehmung

Eine wichtige interkulturelle Kompetenz ist der Umgang mit der eigenen Wahrnehmung.

Ein kleines Experiment: Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich gerade in diesem Lift und wollen in den 2. Stock. Wo drücken Sie?

 

Viele von uns – mich eingeschlossen – schwenken ganz instinktiv zur oberen rechten Ecke und drücken zuerst die falsche Taste.

Wie steuert unsere Wahrnehmung unser Handeln

Unsere gemachten Erfahrungen prägen unser Denken. Jede Tätigkeit, die wir das erste Mal ausführen, begleitet unser Hirn sehr aktiv. Es prägt sich sozusagen eine neue neuronale Spur in unserem Hirn. Bei jeder erneuten Ausführung speichert unser Hirn den Ablauf ab, die Spur wird langsam zu einem Pfad oder sogar bereits zu einem breiten Weg. In dieser Entwicklung senkt sich die «neue» Tätigkeit in unser Unterbewusstsein. Wir nehmen die «neue Tätigkeit» also nicht mehr aktiv wahr, sondern sie läuft ganz automatisch ab. Mehr zum Wahrnehmungsprozess lesen Sie auch in einem früheren Blogbeitrag.

Was wir kennen erachten wir als richtig

Meine gemachten Lifterfahrungen habe ich mehrheitlich in der Schweiz gesammelt. Hier sind die Zahlen oft der Grösse nach geordnet und wie unser Schreibsystem von links nach rechts aufgeschrieben. Darum habe ich im besagten Lift ohne zu überlegen die falsche Taste gedrückt. Erst nach einer Zeit habe ich die Lifttafel richtig wahrgenommen und den 2. Stock dann auch lachend gefunden. Vielleicht sind Ihnen bei Ihrem Experiment auch Gedanken aufgekommen wie: «Das ist aber so nicht richtig». Was wir kennen und uns vertraut ist, erleben wir als richtig.

Eine grosse interkulturelle Kompetenz ist der Umgang mit der eigenen Wahrnehmung

Der Umgang mit der eigenen Wahrnehmung umfasst die Fähigkeit zu erkennen, wie und warum Wahrnehmungen unterschiedlich sind und dass es verschiedene «Wahrheiten» gibt. Dazu müssen die Beteiligten lernen, unterschiedliche Wirklichkeiten zu akzeptieren und nicht in Wahr-Falsch-Kategorien zu denken. Dazu gehört auch, sich immer wieder das eigene Nichtwissen und Nichtverstehen bewusst zu machen und sich auf die Darstellung, Emotionen oder Bilder der anderen einzulassen, sowie andere Standpunkte, Sichtweisen oder Vorgehensweisen nicht abzuwerten, sondern sogar Vorteile darin zu suchen.

Solche Experimente können helfen, die Wahrnehmung und längst automatisierte Handlungen und Bewertungen wieder bewusst zu machen und zu reflektieren.

Haben Sie ähnliche Sachen erlebt? Schreiben Sie uns oder senden Sie uns Ihr Foto. Wir teilen gerne unsere Wahrnehmungsexperimente.

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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