Die Anforderungen an Organisationen, die die zunehmende Komplexität mit sich bringt, bringt vieles vom Bisherigen ins Wanken. Zum Beispiel die Abtrennung von Fachbereichen, Top-Down-Entscheide, die Illusion des Durch- und Überblicks, Zielvereinbarungen mit gekoppelten Bonuszahlungen oder Weisung und Kontrolle. Das wirkt sich natürlich auch auf die Führungsarbeit respektive das Verständnis über Führung und Zusammenarbeit aus. Aus unserer Sicht ist das eine gute Entwicklung. So bringt der Wandel ein Stück Humanismus zurück in die Organisationen.
Das bekannte Vorgehen, von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schliessen (auch Planung oder Budgetierung genannt), funktioniert in einer VUCA-Welt nicht. Es funktioniert nur, wenn sich an den angenommenen Rahmenbedingungen nichts wesentlich ändert und die Zukunft einigermassen vorhersehbar ist. VUCA bedeutet jedoch, dass es immer wieder Neues gibt, das bisher weder dagewesen noch vorstellbar war (bzw. kaum vorstellbar oder als utopisch eingestuft wurde – siehe Corona oder der Untergang der Credit Suisse).
Das betrifft auch Regeln. Auch sie funktionieren immer weniger. Weil es Regeln nur für Bekanntes geben kann. Regeln verlieren also ihre bisherige Bedeutung und es kommt immer häufiger zu Situationen, für die es keine Regeln gibt. Das hat auch grosse Auswirkungen auf Führung, denn Regeln prägen einen wesentlichen Anteil von bisheriger Führungsarbeit. Geschickte Organisationen ersetzen Regeln durch Prinzipien, an denen sich die Organisation orientieren kann.
Das führt dazu, dass sich Führungspersonen nicht mehr einfach stur und unhinterfragt auf Regeln abstützen können. Sie müssen sich mit den Prinzipien, deren Anwendung und der entsprechenden Auswirkung auseinandersetzen. Die Abschaffung von Regeln und die Einführung von Prinzipien führen zu grösserer Vielfalt in Organisationen. Das ist für Menschen grundsätzlich kein Problem. Hilfreich sind dann Dialoge und Diskurse, was in den meisten Organisationen nicht an der Tagesordnung ist. Der Autor Wolf Lotter sagt dazu: «Wo man alle und alles gleichmacht, entsteht nicht etwa eine gerechtere Gesellschaft, sondern das Gegenteil davon.» Der Umgang mit Vielfalt wirkt sich entsprechend stark auf die Führungsarbeit aus. Führungspersonen und die gesamte Organisation tun gut daran, sich im Umgang mit Vielfalt zu beschäftigen und ihn zu trainieren. Denn Vielfalt bringt neue Möglichkeiten, Ideen, Ansätze, Lösungen, aber auch Herausforderungen hervor. Sich damit kreativ auseinanderzusetzen ist aus unserer Sicht der Schlüssel zum Erfolg.
Wie gehen Sie im Team oder in der Organisation mit Vielfalt/Vielheit um? Welche Strukturen lassen bewusst Vielfalt zu und fördern Kontextkompetenz, Kooperation und Interessensbekundungen bis zur individuellen Verantwortungsübernahme?
Eine sehr zu empfehlende Lektüre zu diesem Thema ist das Buch von Wolf Lotter: «Zusammenhänge. Wie wir wieder lernen, die Welt zu verstehen»
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