Das Management Team eines Bereichs in einem grossen Konzern sieht sich einem ausgeprägten Spannungsfeld ausgesetzt. Einerseits geht es darum, Kosten zu reduzieren. Andererseits gibt es laufend neue Forderungen nach mehr Leistung. Beide Kräfte wirken von aussen auf den Bereich ein. Die Mitglieder des Management Teams sind nun sehr gefordert, mit diesen Kräften und ihren Ressourcen umzugehen.
Beide Forderungen sind für sich genommen nachvollziehbar, verständlich und auch nicht unlösbar. Doch die Gleichzeitigkeit macht zu schaffen. Der Spagat ist dabei eine grosse Herausforderung und bereitet den Mitgliedern des Management Teams unterschiedliches Kopfzerbrechen. In einem Austausch ging es zuerst einmal darum, ein gemeinschaftliches Verständnis über die Situation zu erlangen. In einer nächsten Runde haben sich die Teilenehmenden über den unterschiedlichen Umgang mit Spannungsfeldern ausgetauscht. Dazu braucht es viel Vertrauen und auch Raum, sich zu zeigen. Dazu ist es sehr dienlich, sich den grundsätzlichen Möglichkeiten im Umgang mit Spannungsfeldern bewusst zu werden. Für uns ein sehr hilfreiches Modell ist dabei die Erklärung von Susanne Basler und Klaus Gattinger, die sie in ihrem Buch «Führen an der Leistungsgrenze» beschrieben haben.
In einem Spannungsfeld bestehen grundsätzlich zwei Optionen:
Das Ausweichen kann wiederum auf zwei Arten erfolgen:
Durch das Verleugnen des Spannungsfelds ergibt sich möglicherweise eine Erleichterung oder Entspannung. Das Spannungsfeld ist nicht mehr da. Doch der Schein trügt natürlich. Das Verleugnen verhindert eine wirkungsvolle Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld.
Durch das Schaffen einer künstlichen Eindeutigkeit wenden Sie sich ganz und gar einer Seite des Spannungsfeldes zu und ignorieren die gegenüberliegende Seite komplett. Das hebelt die Ambivalenz aus und macht immerhin eine Seite bearbeitbar. Die Blockade, die das Spannungsfeld vorher erzeugt hatte, scheint aufgelöst. Weil das Spannungsfeld dadurch jedoch nicht wirklich verschwindet, türmt sich die unbearbeitete Seite immer stärker auf, bis das Ganze im schlimmsten Fall umkippt.
Konstruktiver ist es, sich dem Spannungsfeld zu stellen. Auch hier gibt es zwei Varianten:
Gerade Führungspersonen sind oft verführt, die gesamte Spannung selbst zu übernehmen. Entweder, weil sie andere Personen schützen beziehungsweise nicht belasten wollen, oder weil sie Macht und Einfluss nicht abgeben wollen. Das führt in vielen Fällen dazu, dass sich Führungspersonen selbst überfordern. Die Spannung wird dabei eher zum Druck.
Die beste (und nachhaltigste) Variante ist es, die Spannung angemessen zu verteilen. Das geschieht durch das Einbeziehen von Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen, um die Spannung sinnvoll aufzuteilen. Das kann natürlich Auseinandersetzungen provozieren, löst idealerweise jedoch einen konstruktiven Austausch aus. Dieser Austausch kann zu klugen und guten Lösungen führen. Mit diesem Ansatz bringen Sie die Energie des Spannungsfeldes in das System zurück.
Wie gehen Sie mit Spannungsfeldern um?
Welche Verhaltensweisen kennen Sie an sich selber?
Welche Verhaltensweisen im Umgang mit Spannung erleben Sie in Ihrer Organisation?
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