31.05.2016, Entwicklung von Organisationen

Tragische Ereignisse als Anstoss für Veränderungen in der Führungskultur

Ein Bericht aus der Beratungsarbeit mit einem Geschäftsführer

Vor wenigen Tagen wurde ein weiterer Suizidallfall eines Ex-CEO in der Schweiz bekannt. Solche Ereignisse machen betroffen und nachdenklich. Wir alle sind mit Veränderungen im beruflichen Alltag gefordert und auch das Ringen um die Balance im Umgang mit Anspannung und Entspannung ist den meisten von uns bekannt. Der Druck (gegenüber sich selber und von aussen) an exponierten und verantwortungsvollen Positionen muss enorm sein und manchmal scheint ein Umgang damit nicht mehr erträglich.

Im Dialog mit Führungskräften stelle ich fest, dass diese schockierenden Ereignisse nebst Betroffenheit auch den Wunsch nach Austausch und Reflexion anregen. Diese Entwicklung begrüsse ich sehr, denn wie wir unser Leben gestalten, bestimmen wir massgeblich mit!

Dabei denke ich an einen Geschäftsführer und Inhaber, dem ich schon seit einigen Jahren als Sparringspartner zur Seite stehe. Ein sehr engagierter Mensch mit hohen Ansprüchen an sich selber. Sein Unternehmen gedeiht trotz schwierigen wirtschaftlichen Herausforderungen gut, sein Arbeitspensum ebenso. Seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind ihm sehr wichtig und zu seinen Führungskräften pflegt er einen patronalen und sehr nahen Führungsstil. Dieser Umstand führt ihn immer wieder an seine Belastungsgrenze. Und doch war die Schmerzgrenze zur Bereitschaft, etwas zu verändern, noch nicht erreicht. Ich weiss noch ganz genau, als vor zwei Jahren eine bekannte Persönlichkeit aus der Wirtschaft freiwillig aus dem Leben schied, wie mich mein Kunde anrief und sagte: "Jetzt reichts! So möchte ich nicht enden." Seine Entscheidung war gefallen und die Bereitschaft zur Veränderung war da. Seitdem ist in seiner Organisation viel passiert und er hat jetzt vieles umgesetzt, was wir schon früher diskutiert haben. Eine neue Führungsstufe wurde eingeführt und mit Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen versehen. Der Geschäftsführer fokussierte sich auf seine übergeordneten Aufgaben und machte wieder einmal Ferien. Überhaupt hat sich sein persönlicher Führungsstil verändert: vom Patron zum Manager. Das hat sich positiv auf die Führungskultur im Betrieb ausgewirkt. Die neue Führungscrew ist sehr motiviert, sich in der neuen Funktion zu beweisen und bringt frischen Wind in die ganze Firma.

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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