22.06.2022

Stärken nutzen und Lernfelder teilen im Projektteam

Wie ein Projektteam Vielfalt nutzt und sich im Lernen gegenseitig unterstützt.

Teamunterstützung

Die Teammitglieder unterstützen sich gegenseitig und können darum für sich selber lernen.

Vor einiger Zeit führte ich ein spannendes Gespräch mit einem sehr erfahrenen Projektleiter. Ihm war der Umgang mit Vielfalt und das Nutzen der Potentiale in Projektteams sehr wichtig. Gemeinsam entwickelten wir eine Idee, wie die Stärken in Projektteams sichtbar gemacht werden können und die Teammitglieder ihre eigenen Fähigkeiten (Personal Mastery) weiterentwickeln können. Von dieser Möglichkeit handelt dieser Blogbeitrag.

Das Teilen von Fähigkeiten

Viele kennen das Kick-off Meeting als Startpunkt bei einem neuen Projekt. Dabei geht es häufig um inhaltliche, organisatorische und strategische Punkte rund um dieses Projekt. Oft wird der Arbeitsfähigkeit als Gruppe, dem Sich-kennen-lernen oder der eigenen Entwicklung wenig Raum gegeben. Der Projektleiter wollte genau diesen Punkten Beachtung schenken und baute im Kick-off eine längere Sequenz dazu ein. Alle Beteiligten teilten in der Gruppe ihre drei grössten Fähigkeiten, die sie dem Team zur Verfügung stellen. Dabei ging es um Kompetenzen ausserhalb der Fachkompetenzen. Diese Fähigkeiten wurden auf einem Mural-Board notiert und die Gruppe überlegte gemeinsam, wie sie diese Fähigkeiten/Kompetenzen am Besten gebrauchen könnte. Zum Teil wurden Rollen oder Aufgaben aufgrund dieser Fähigkeiten vergeben, zum Teil wurde neben den Fähigkeiten notiert, wo oder bei welcher Gelegenheit diese Fähigkeit zum Tragen kommt.

Lernfelder transparent machen

In einer weiteren Sequenz reflektierte jede und jeder für sich, was sie oder er in diesem Projekt lernen möchte. Das eigene Lernfeld wurde so klar wie möglich beschrieben und das Ergebnis in der Gruppe geteilt.

Ein Beispiel:

Lernfeld Ich möchte meine Skills verbessern im Bereich Erwartungsmanagement mit den Stakeholdern.
Woran würde ich merken, dass ich meine Fähigkeiten verbessert habe?
  • Weniger Nachfragen der Stakeholder nach dem Planning
  • Genauere Beschreibung der Items, die in der nächsten Iteration erledigt werden
  • Gesteigerte Zufriedenheit über erzeugte Produktinkremente

Reflexion über das eigene Lernfeld

Wer iterativ unterwegs ist hat den Vorteil, durch regelmässige Reflexion Handlungen, Vorgehensweisen usw. anzupassen. So nutzte auch dieses Team nach der Teamretrospektive den Moment, um über das eigene Lernfeld zu reflektieren. Durch die Transparenz der Lernfelder war es – auf Wunsch – sogar möglich, einander sehr genau Rückmeldungen über erlebte Situationen oder Entwicklungen zu geben.

Persönlicher Nutzen

Die Teammitglieder haben diese Reflexion sehr geschätzt. Es wurde ihnen bewusst, dass sie durch ihre Arbeit nicht nur das Projekt voranbrachten, sondern sie auch persönlich etwas mitnahmen. Hier einige Aussagen von Teammitgliedern:

«Ich habe selten so hilfreiche und ganz konkrete Feedbacks erhalten.»

«Durch das stetige Dranbleiben habe ich echte Fortschritte erreicht.»

«Es war sehr nützlich, voneinander diese «Superfähigkeiten» zu kennen. Ganz konkret konnte ich einen Kollegen um Rat fragen, als ich eine Herausforderung hatte. Ich bin nicht sicher, ob ich vorher auf ihn zugegangen wäre. Einfach, weil ich seine Fähigkeit nicht gekannt habe.»

Die individuellen Stärken nutzen ist nicht nur in einem Projektteam wichtig. Das gilt genauso für Führungs- und andere Teams. Heterogenität und Vielfalt sind eine grosse Chance und Voraussetzung, um mit Komplexität umgehen zu können.

Lernen im Arbeitskontext

In der modernen Arbeitswelt ist Lernen ein wesentlicher Aspekt von Arbeit. Der Projektleiter hat das erkannt und in das Projekt eingebracht. Wir sind begeistert, insbesondere von folgenden Punkten:

  • Lernen findet nicht auf Vorrat statt, sondern dann, wenn es gebraucht wird («Lernen on demand»)
  • Lernen findet individuell statt und ist per se selbstorganisiert, mit diesem Vorgehen wird es diesem Umstand gerecht
  • Lernen wird im organisationalen Kontext gefördert → Lernen ist ein Erfolgsfaktor in der neuen Arbeitswelt
  • Informelles Lernen findet on the job statt
  • Die Voraussetzungen für informelles Lernen (wie Autonomie, Vertrauen oder ein hierarchiefreier Raum) werden praktiziert
  • Vielfalt wird als Chance genutzt

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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