Am letzten Samstag war Gotti-Tag mit dem 14-jährigen Gottibub. Gegen zehn Uhr trafen wir bei ihm zu Hause ein und er kam gleichzeitig mit dem Velo vorgefahren. Woher er denn komme, fragte wir ihn. «Von der Schule, ich musste nachsitzen», war seine Antwort. Der Grund: er habe während des Unterrichts auf dem schuleigenen iPad den Kurs einer Kryptowährung, in die er investiert hat, nachgeschaut. In diesem Blogbeitrag soll es nicht um Sinn oder Unsinn von schulischen Sanktionsmassnahmen gehen. Er zeigt, wie Lernen geht.
Im Verlauf des Gottitages kamen wir verschiedentlich auf das Thema Kryptowährung zu sprechen. Der Vierzehnjährige wusste bei vielen Fragen Bescheid. Wie er zu diesem Wissen gekommen sei, wollten wir wissen. «Ein Amerikaner erklärt in verschiedenen Videos auf YouTube, wie das mit den Kryptowährungen funktioniert. Die habe ich mir angeschaut. Dann habe ich mich mit meinem Vater, der ebenfalls in Kryptowährungen investiert, unterhalten. Und ich tausche mich mit Schulkollegen über das Thema und unsere Erfahrungen aus», erklärte er.
Seine Aussagen bestätigen verschiedene Erkenntnisse. Zum Beispiel das Resultat der Untersuchung zu den meistgenutzten Lerninstrumenten, dass YouTube seit Jahren das Lerninstrument Nummer 1 ist. Oder dass Lernen aufgrund der unmittelbaren Motivation zustande kommt. Das heisst, Lernen findet dann statt, wenn es einen aktuellen Grund dafür gibt. Im Fall des Vierzehnjährigen den Wunsch, in Kryptowährung zu investieren. Lernen auf Vorrat – wie es beispielsweise in der Schule und Weiterbildungen praktiziert wird – funktioniert nicht respektive ist sehr ineffizient (Wie viel haben Sie auf Vorrat gelernt und wieder vergessen?).
Besonders deutlich zeigt das Beispiel des Gottibubs, dass Lernen selbstmotiviert geschieht. Er wollte das lernen und hat sich das selber beigebracht. Er war sogar bereit, sein Taschengeld zu investieren. Es gab keine Schule oder andere Instanzen, die ihn angewiesen hätten, dass er das jetzt zu lernen habe. Peter Senge, Autor des Buches «Die fünfte Disziplin – Kunst und Praxis der lernenden Organisation», schreibt dazu: «Niemand muss einem kleinen Kind das Lernen beibringen. Genaugenommen muss man einem Kind überhaupt nichts beibringen. Kinder sind von sich aus wissbegierige Entdecker, die ganz von alleine und meisterhaft lernen.»
Was hat das Beispiel für mich verdeutlicht?
Anhand dieses Erlebnisses können wir uns Fragen für die Arbeitswelt stellen:
Für Organisationen könnte das bedeuten, dass es darum geht, Lernen zu ermöglichen. Oder wie es Harold Jarche, ein kanadischer Lernexperte, ausdrückt: «Work is learning and learning is the work».
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