17.08.2022

Selbstorganisation in der Praxis

Wie eine Firma mit 27 Mitarbeiter:innen selbstorganisiert funktioniert.

Entscheiden

Bei smartive kann jede:r jede Entscheidung treffen.

Kürzlich habe ich an einer Austausch- und Netzwerkveranstaltung die Firma smartive aus Zürich kennengelernt. Einer der Gründer hat die Firma und ihren Entscheidungsprozess vorgestellt. Und dabei viele Themen und Punkte angesprochen, die auch crearium vertritt. Davon handelt dieser Blogbeitrag.

Entscheidungsprozess

Ausgangspunkt des Kurzreferats von Thilo Haas war der Advice-Prozess, den smartive für Entscheidungen anwendet. Als selbstorganisiertes Unternehmen ist smartive überzeugt, dass niemand bessere Entscheidungen treffen kann als die an den Problemen selbst beteiligten Personen. Mit dem Advice-Prozess (wir nennen ihn konsultativen Einzelentscheid) haben alle Mitarbeiter:innen von smartive die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, sich zu engagieren und das Unternehmen aktiv zu verändern. Das Prinzip ist sehr einfach und jede:r bei smartive kann jede Entscheidung treffen. Zuvor muss diese Person jedoch den Rat aller betroffenen Menschen und der Fachpersonen in dieser Angelegenheit einholen.

Transparenz

Die Grundlage von Entscheidungen sind Informationen. Wenn der Zugang zu vorhandenen Informationen fehlt, sind Entscheidungen kaum möglich. Konsequenterweise sind bei smartive alle Informationen für alle Mitarbeiter:innen zugänglich. Alle Mitarbeiter:innen von smartive wissen, wieviel Geld vorhanden ist und wie sich das Geschäftsvermögen entwickelt. Transparenz ist sowohl Grundlage für Entscheidungen wie auch Regulierung. Denn wenn meine Entscheidungen für alle sichtbar sind, muss ich mich auch allen erklären können und die Verantwortung für meine Entscheide übernehmen.

Einfaches (und transparentes) Lohnsystem

Auch die Löhne sind offen einsehbar. Weil Löhne bei smartive nicht Verhandlungssache sind, sondern einem einfachen System folgen, ist das auch keine grosse Sache. Das Lohnsystem bei smartive ist eine einfache Formel, die aus einem Grundlohn besteht und Ausbildung, Berufserfahrung und Firmenzugehörigkeit berücksichtigt. Das Lohnsystem hat smartive nicht von Anfang an eingesetzt. Zu Beginn gehörte die Festsetzung der Löhne zum Aufgabenbereich der Geschäftsleitung. Es zeigte sich, dass diese Handhabung unter Mitarbeiter:innen als unfair, ja gar willkürlich empfunden werden konnte. Also haben sie das Verfahren angepasst.

Bonus respektive Teilhabe

Der fixe Monatslohn ist fair und marktgerecht. Er ist so hoch, dass die Mitarbeiter:innen nicht weiter über ihr Einkommen nachdenken müssen. Logischerweise gibt es bei smartive auch keine individuellen, an Zielen gekoppelte Boni. Boni (oder eben die Teilhabe) werden gleichmässig an alle Mitarbeiter:innen ausbezahlt (proportional zum Jahreslohn). Der Gesamtbetrag, der als Bonus ausbezahlt wird, entspricht bei smartive jeweils mindestens einem Drittel des im Vorjahr erzielten Gewinns.

Ganz schön anders

Was lösen die Themen

  • Jede:r kann alles entscheiden
  • Transparenz
  • Offengelegte Löhne
  • Teilhabe statt an Ziele gekoppelte Boni

bei Ihnen aus? Was davon ist für Sie attraktiv? Wo sehen Sie Chancen, wo Risiken? Teilen Sie Ihre Gedanken als Kommentar mit. Oder bringen Sie sie mit zu einer Mahlzeit. Wir freuen uns auf den Austausch.

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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