19.06.2024

Schriftlichkeit erhöht die Tiefe

Die Aussagen in einem Gespräch schriftlich festzuhalten hat einen verblüffenden Effekt.

Aussagen festhalten

Die Aussagen eines Gesprächs schriftlich festzuhalten verhilft zu mehr Tiefe.

Kürzlich hat crearium an einer Weiterbildung teilgenommen. Wir haben uns mit den spezifischen Methoden von Metaplan zur Moderation von Workshop auseinandergesetzt. Die Metaplan-Moderationsmethode hat sich seit mehr als 50 Jahren bewährt, um Verständigungen in Workshops effektiv zu gestalten.

Kernaussagen schriftlich festhalten

Allen Methoden gemeinsam ist ein hohes Mass an Schriftlichkeit. Alle Aussagen, beziehungsweise die Kernpunkte daraus, werden schriftlich auf Karten festgehalten und sofort auf einer Pinnwand sichtbar gemacht. Das hat mehrere Effekte:

  • Es gehen keine Aussagen und Gedanken verloren.
  • Jede Äusserung hat Gewicht – der Status der sprechenden Person verliert an Bedeutung.
  • Das Gespräch oder die Diskussion wird langsamer und die Aussagen werden separiert (eine Aussage pro Karte).
  • Die Schriftlichkeit macht die Auswahl und Äusserung von Gedanken sorgfältiger und Gedanken werden präziser formuliert.
  • Auf der Pinnwand entsteht das optische Abbild der Diskussion.

Wenige Prinzipien für gute Ergebnisse

Der Methode liegen nur wenig Prinzipien zu Grunde:

  • Aussagen auf Karten festhalten.
  • Karten sofort aufpinnen.
  • Karten können (und sollen) unmittelbar kommentiert und ergänzt werden.

Diese Form der Gesprächsführung führt dazu, dass das Gespräch sehr schnell an Tiefe und Qualität gewinnt. Dadurch erhält eine Gruppe rasch und übersichtlich gute Argumente oder Lösungsansätze, mit denen sie nachher weiterarbeiten kann.

Fragen als Ausgangspunkt

Um das Gespräch in Gang zu bringen, steht am Anfang häufig eine Frage. Sie ist der entscheidende Faktor, wie das Gespräch verläuft. Sie soll

  • neugierig machen
  • Meinungen hervorholen
  • motivieren, sich zu äussern
  • stimulieren, auf gemachte Aussage Stellung zu beziehen

Die Ausgangsfrage ist das A und O des geführten Diskurses. Sie muss so verständlich sein, dass jede:r Diskussionsteilnehmer:in in der Lage ist, Antworten zu geben und sich einzubringen. Weiter sollte sie offen formuliert sein und verschiedene Antworten und Facetten erlauben – Ja/Nein-Fragen sind sehr ungünstig.

Unsere Learnings

Auch wenn die einzelnen Bestandteile für uns in den Details neu waren, haben wir dennoch viel Bekanntes angetroffen und unsere bisherigen Vorgehensweisen wurden bestätigt. So hat der Kurs gezeigt, dass die sorgfältige Vorbereitung einer Workshop-Dramaturgie den Erfolg eines Workshops massgeblich beeinflusst. Dazu zählt auch die Erkenntnis, dass jeder Workshop individuell auf die Situation und die Bedürfnisse der jeweiligen Organisation abgestimmt werden muss.

Elementar für die Qualität der Ergebnisse ist die Formulierung der Fragen. Aus unserer Sicht nimmt das vermutlich den grössten Teil der Vorbereitungsarbeit ein.

Das schriftliche Festhalten der Aussagen verlangsamt zwar den Gesprächsverlauf, macht ihn dafür gleichzeitig viel besser nachvollziehbar. Eine Gruppe gewinnt dadurch sehr rasch an Tiefe, die bei nur mündlich geführten Gesprächen manchmal etwas verloren geht.

Unser Fazit

Die Metaplan-Methode eignet sich, um in einer Gruppe Themen oder einzelne Aspekte zu durchdenken und rasch ein gemeinsames Verständnis zu erlangen. Es ist nicht die optimale Methode, um einen Entscheid herbeizuführen – sehr wohl jedoch, ihn vorzubereiten. Ein Workshop mit dieser Methode führt mit grosser Zuverlässigkeit zu einem Gewinn an neuen Erkenntnissen.

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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