Was ist deine Rolle? Im Alltag hören wir diese Frage oft. Doch der Kontext, in dem diese Frage gestellt wird, unterscheidet die Bedeutung der Frage. So hört man diese Frage oft im Zusammenhang mit Teamdynamiken, in psychosozialen Prozessen oder in der informellen Zusammenarbeit. Mehrere Teams aus zwei verschiedenen Organisationen, die sich aus unterschiedlichen Gründen mit dem Thema Selbstorganisation befassen, erforschen gerade die beiden Konzepte «Arbeit in Rollen» und «Arbeit in Positionen» auf ihre Bedeutung. Dieser Blogbeitrag skizziert die wichtigsten Unterschiede.
Eine Position in einem Unternehmen wird gekennzeichnet durch ein Kästchen im Organigramm. Auf eine Position oder Stelle bewerbe ich mich und mein zukünftiger Arbeitgeber vergibt die Stelle an mich. Diese Stelle behalte ich, bis ich mich um eine andere Stelle (im gleichen oder in einem anderen Unternehmen) bewerbe. Der Stellenbeschrieb verdeutlicht die Stelle mit Aufgaben, die zumindest am Anfang dem Inhalt meiner Arbeit entsprechen. Meist geht eine hohe Identifikation mit der Position einher, allenfalls sogar mit Anerkennung und «Prestige». Positionen können für sich allein bestehen, ohne gemeinschaftliche Verantwortung.
Eine Rolle ist die Beschreibung eines abgegrenzten Aufgaben- und Zuständigkeitsbereichs, die der Rolleninhaber/die Rolleninhaberin eigenverantwortlich wahrnimmt und auf Zeit bezieht. Wer sich die Rolle nimmt, definiert sie auch. Eine Rolle richtet sich immer auf die Wertschöpfung aus und funktioniert nicht ohne sozialen Kontext, sie ist im Umfeld eingebettet. Das Rollenportfolio jeder einzelnen Person ermöglicht durch die flexible Zusammensetzung Raum für Wachstum und Entwicklung und wirkt dadurch sinnstiftend.
Positionen und Rollen unterscheiden sich in verschiedenen Punkten:
Position (Stelle) | Rolle |
---|---|
Eine Person hat eine Position. | Eine Person hat üblicherweise mehrere Rollen. |
Die Aufgaben der Position sind am Anfang (bei der Besetzung) bestenfalls auf den Menschen abgestimmt. Meistens wird jedoch eine Person gesucht, die zu den Aufgaben passt. Die Position ist vor allem auf der Hierarchieebene abgestimmt. | Der Rollenmix ist stark auf die Persönlichkeit und auf die Entwicklung des Menschen abgestimmt (Rollen sind persönlich). |
Stellen sind vorgegeben. | Rollen werden vom Rolleninhaber/von der Rolleninhaberin im Kontext zum Team und zur Wertschöpfung gestaltet. |
Organigramme mit Positionen sind fix und Menschen werden eingepasst. | Menschen sind in der Organisation da und die Organisation wird darum gebaut. |
Die Position haftet am Organigramm. | Die Rolle haftet am Menschen. |
Positionen werden sehr selten überprüft. | Rollen werden regelmässig überprüft (zum Beispiel jährlich). |
Das Pflichtenheft ist oft nicht transparent. | Der Rollenbeschrieb ist für alle transparent. |
In den Diskussionen hatten die Teams zuerst den Eindruck, dass die beiden Konzepte auf den ersten Blick gar nicht so unterschiedlich scheinen. Bei genauerem Durchleuchten oder beim Verdeutlichen mit Beispielen wurde dann aber schnell klar, dass die Arbeit in Rollen starke Auswirkungen auf die Art der Zusammenarbeit, die Wertschöpfung und den Umgang mit persönlichem Wachstum hat.
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