Bevor der Lockdown kam beschäftigten sich alle Unternehmen, die etwas auf sich hielten, mit ihrem Purpose (englisch für Unternehmenszweck). Sie erkannten, dass sie ihre Daseinsberechtigung darstellen müssen, weil die Gesellschaft und somit die Kundinnen und Kunden Ansprüche stellten und von den Unternehmen Antworten auf die Frage forderten, was das Unternehmen zum Wohl der Gesellschaft leistet.
Der Unternehmenszweck definiert, wofür eine Organisation steht. Er beschreibt, wie die Organisation einen nachhaltigen und positiven Beitrag zur wertstiftenden Koexistenz von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt leistet. (Quelle: Globeone)
In der Krise zerfielen dann die Purpose-Erzählungen sehr rasch. Wie sieht es heute aus? Dazu hat ein deutsches Beratungsunternehmen im Sommer dieses Jahres 4’300 Konsument:innen befragt, wie authentisch 130 ausgewählte deutsche Unternehmen für einen gesellschaftlich relevanten Daseinszweck stehen. Ein Unternehmen ist glaubwürdig, wenn es als ehrlich, authentisch, verantwortungsvoll, nachhaltig und zukunftsfähig gilt. Das ernüchternde Ergebnis: nur knapp jedem zehnten Unternehmen gelingt es, Themen wie Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit erfolgreich und glaubwürdig gegenüber Mitarbeiter:innen, Konsument:innen sowie der kritischen Öffentlichkeit zu kommunizieren.
In den Top-12-Unternehmen dominieren Familienunternehmen, Genossenschaften und Stiftungsformen. Sie verfügen in der Regel über ein starkes, oft an ihre Gründer geknüpftes Bewusstsein für ihren Unternehmenszweck. Die drei Organisationen mit der höchsten Glaubwürdigkeit, was ihren Purpose angeht, sind dm (Drogeriemarkt), Deutsches Rotes Kreuz und Rossmann (Drogeriemarkt). Die befragten Personen halten sie für ausgesprochen ehrlich, authentisch, nachhaltig und verantwortungsbewusst.
Wenn der Purpose nur auf dem Papier stattfindet, ist es nicht weit her mit der Glaubwürdigkeit. Der dargestellte Unternehmenszweck muss schon mit den Taten der Organisation übereinstimmen. Darum macht die Feststellung des Beratungsunternehmens besonders nachdenklich: «Intellektuell ist das Thema in seiner Bedeutung in den Chefetagen zwar angekommen. Die Bereitschaft von CEOs, einen Unternehmenssinn zu verkörpern, konsequent vorzuleben sowie aktiv nach innen und aussen zu kommunizieren, ist aber bei vielen Unternehmen nach wie vor nur schwach ausgeprägt.» Dies kann mehrere Gründe haben. Zum Beispiel, weil es in ihren Unternehmen keinen nachhaltigen, sinnstiftenden Unternehmenszweck gibt, den sie verkörpern und vermitteln könnten.
Was ist der Unternehmenszweck Ihrer Organisation? Welchen Beitrag leistet Ihr Unternehmen an Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft? Welche Definition von Unternehmenszweck verfolgen Sie?
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