Lernen in Organisationen verändert sich primär wegen der zunehmenden Komplexität, die zu neuen Arbeitsformen wie unternehmensübergreifende und interdisziplinärer Teamarbeit führt. Eine Studie des IAP der ZHAW aus dem Jahr 2022 hat nachgewiesen, dass sich Veränderungen beim Lernen insbesondere bei der Zunahme von Online-Lernformaten, verstärkter Selbstorganisation und -verantwortung sowie vom sozialen Lernen in Netzwerken zeigen.
Die Veränderungen sind allerdings noch zögerlich. Nur 16% der Befragten geben Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch und Networking als häufig eingesetzte Lernform an. Ein Drittel sagt, dass diese Lernformen aktuell überhaupt nicht eingesetzt werden. Das ist insofern bedauerlich, weil die Befragten den Erfahrungsaustausch als sehr wirksame Lernform einstufen. Umso mehr erfreut es uns, dass wir in verschiedenen Organisationen erleben, wie sie das Format Barcamp einführen und regelmässig nutzen.
Die Studie veröffentlicht auch Interviews mit verschiedenen Führungspersonen zum Lernen in Organisationen. Eine interessante Aussage macht Pascal Bonny, Leiter Informatik Schweiz bei der Basler Versicherungs-Gesellschaft AG. Er sagt: «Es sind die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Lernen überhaupt möglich ist. Dies kann zum Beispiel erreicht werden, indem explizit Zeit zum Lernen zur Verfügung gestellt wird. Und das darf keinesfalls nur als Lippenbekenntnis erfolgen, sondern es ist konkret der Rahmen dafür zu schaffen, dass diese Zeit auch wirklich zur Verfügung steht und neben all den vielen operativen Aufgaben auch genutzt werden kann.» Bei der Basler Versicherung können alle Mitarbeiter:innen im Sinne einer kontinuierlichen Weiterentwicklung 10 Prozent ihrer Zeit zum Lernen einsetzen.
Neben den Rahmenbedingungen für das Lernen in Organisation gilt es auch die «Show Stopper» zu vermeiden. Dr. Christoph Schmitt, Senior Expert für Organizational Design bei der Bank Julius Bär, sagt dazu: «Sobald Hierarchie die Fachexpertise ausbremst, wird Lernen unattraktiv. Drei Merkmale sind dabei besonders schädlich: Kontrolle statt Führung, Mikromanagement und Intoleranz gegenüber alternativen Lösungen.»
Neben dem informellen Lernen im sozialen Austausch betrachten die Befragten aber auch formelle Lernformate von etablierten Weiterbildungsveranstaltern als wichtig. Fast drei Viertel sehen einen hohen persönlichen Stellenwert von formalen Abschlüssen wie CAS, DAS oder MAS. Eine besonders gute Wirkung zeigen formale Trainings, wenn sie mit informellem Lernen und sozialem Austausch kombiniert werden. Diese Erfahrung haben wir gerade kürzlich gemacht, als wir in einem CAS der Hochschule Luzern unterrichtet haben. Als besonders hilfreich nannten uns die Studierenden, dass wir nach unseren Fachinputs immer wieder Gelegenheiten für den Austausch und den Praxistransfer schufen.
Zum Schluss zeigt die Studie Konsequenzen für die Praxis auf. In erster Linie sind Organisationen gefordert, Rahmenbedingungen zu gestalten und flexible und vielfältige Lernangebote anzubieten. Dabei gilt es insbesondere, lernförderliche Kompetenzen zu stärken – also die Personal Mastery zu erhöhen. Denn die Arbeitswelt verändert sich. Was gestern noch in Stein gemeisselt schien, hat morgen vielleicht keine Bedeutung mehr. Entsprechend schnell wandelt sich die Gültigkeit von Wissen und Erfahrungswerte. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, agiler und flexibler zu agieren. Hierfür benötigen Organisationen eine lernförderliche Unternehmenskultur, in der Entwicklung, Veränderung und Fehler im Alltag stattfinden und genutzt werden können. «Es braucht noch ein Umdenken über die Form des Lernens, vor allem bei den Vorgesetzten. Bis jetzt hat man unter Weiterbildung vor allem den Besuch eines Kurses verstanden», sagt Gabriela Brönimann, Leiterin der Personalentwicklung und Ausbildung von SRF Schweizer Radio und Fernsehen.
Wie geht Lernen in Ihrer Organisation?
Hier geht es zur IAP Studie 2022: «Lernen in der Arbeitswelt 4.0»
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