28.11.2016, Entwicklung von Individuen

Kritik im beruflichen Umfeld

Wie Sie Ihre Kritikfähigkeit trainieren und verbessern.

Kritik hört niemand von uns gerne und doch sind wir gerade im beruflichen Alltag auf (kritische) Rückmeldungen angewiesen, um uns zu verbessern und weiterzuentwickeln. Egal, ob die Kritik vom Chef, den Stakeholdern, dem Kollegen oder von Kunden kommt – ein gekonnter Umgang damit schont unsere Nerven und fördert unsere Sozialkompetenz. Darum handelt dieser Blogbeitrag vom Training der eigenen Kritikfähigkeit. Viel Spass bei der eigenen Entwicklung!

Warum tun wir uns so schwer, Kritik entgegenzunehmen?

Jeder Mensch besitzt den Wunsch nach Anerkennung, Selbstwert und Akzeptanz in der Gruppe. Mit der Äusserung von Kritik fühlen wir uns aber genau darin verunsichert, angegriffen, allenfalls sogar im Ego verletzt. Dies führt zu starken Emotionen. Im schlimmsten Fall äussert der Kritiksender die Botschaft auch noch ungeschickt, unbedacht oder sogar vor anderen Leute, was die Situation verschärft. Die typischen Reaktionen auf Kritik sind Abwehr, Verteidigung, Verstummung, Unterwerfung und/oder Trotzreaktionen. Alles Strategien, die nicht förderlich für die Beziehung und das Arbeitsklima sind.

Was kann ich tun und wie kann ich meine Kritikfähigkeit weiterentwickeln?

1.     Ruhig bleiben und zuhören

Hören Sie sich die Kritik möglichst ruhig an. Bleiben Sie entspannt und reden Sie sich innerlich zu, dass Sie nicht in Gefahr sind. Es wird „nur“ eine Kritik geäussert und Sie sind nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Unterbrechen Sie den Sender nicht und lassen Sie ihn ausreden.

Gönnen Sie sich anschliessend einige Sekunden Zeit und warten Sie mit ihrer Antwort. Dies dient Ihnen in erster Linie dazu, die Fassung zu bewahren, die Emotionen zu kanalisieren und Ihre Gedanken zu klären. Nach aussen wirkt das sehr souverän und professionell. Falls es für Sie eine Herausforderung ist, diese Pause auszuhalten, zählen Sie innerlich auf Zehn und zwingen Sie sich, nicht vorher zu reagieren.

2.     Nachfragen und verstehen

Bevor Sie zur Gegenantwort ansetzen, drehen Sie eine Runde mit Nachfragen und Verstehen. Sie können dabei Redewendungen wie „Habe ich es richtig verstanden, dass Sie meinten…?“ benutzen, um nochmals Zeit zu gewinnen. Ausserdem räumt diese Technik eventuelle Missverständnisse aus dem Weg. Werden Sie nun konkreter und versuchen Sie zu verstehen: Worauf bezieht sich die Kritik? Gibt es ein Beispiel? Wann hat dieses Beispiel stattgefunden? Was genau sollten Sie bestenfalls ändern? Währenddessen kann sich Ihre Betriebstemperatur weiter abkühlen und Ihr Gegenüber fühlt sich ernst genommen. Ausserdem entlarven diese Fragen unbegründete oder diffuse Kritik.

3.     Blickwinkel wechseln

Versuchen Sie als nächstes, sich in den Kritiker hinein zu versetzen. Schaffen Sie es, aus seinem Blickwinkel die Situation zu betrachten? Vielleicht können Sie die Kritik aus seinem Blickwinkel ja sogar verstehen?

Dazu helfen Äusserungen wie „Aus dieser Perspektive habe ich das noch nicht betrachtet…“ oder „Wenn ich mir das aus Ihrer Sicht einmal ansehe, kann ich das sogar nachvollziehen“ oder „Aus dieser Sicht kann ich verstehen, dass das so auf Sie gewirkt hat“. Mit diesem Sichtwechsel zeigen Sie die professionelle Prüfung der Kritik und Kooperationsbereitschaft.

Nun dürfen Sie „endlich“ Ihre Sicht der Dinge darlegen. Dazu helfen Sätze wie „Aus meiner Sicht habe ich das so gemacht“ oder „Mein Fokus lag in dieser Situation mehr im ...“ oder „Aus meinem Blickwinkel hat sich das so zugetragen...“.

Nun folgt der gemeinsame Dialog bis die Situation geklärt ist. Entweder hat sich die Kritik verflüchtigt oder Sie nehmen die Kritik mit. Zum Beispiel: „Ich habe Ihr Anliegen/Ihre Kritik verstanden und nehme sie mit.“

Kritikfähigkeit üben, üben, üben

Was hier in den drei Regeln so einfach beschrieben ist, ist im Alltag eine Herausforderung. Auch hier macht die Übung den Meister. Vielleicht gelingt es Ihnen ja beim nächsten Mal, einen Schritt weiter zu gehen. Auch kleine Erfolge gilt es zu feiern!

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

Alle Blogbeiträge dieser Autorin

Neuen Kommentar schreiben

Ich akzeptiere die Datenschutzbestimmungen.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!
zum Seitenanfang