Konkurrenz zwischen Mitgliedern eines Teams oder einer Gruppe kann die Arbeitsfähigkeit stark einschränken.
Kürzlich hat uns ein Freund von einer hinderlichen Situation in der Firma, in der er als Fachspezialist arbeitet, berichtet. Er erzählt, dass er (und die meisten seiner Kolleg:innen) die Mitglieder der Geschäftsleitung nicht als Einheit wahrnimmt, die gemeinsam die Verantwortung übernehmen wollen. Vielmehr würden sie gegeneinander statt miteinander arbeiten. Als Organisationsentwickler:innen interessieren uns solche Situationen natürlich und darum fragten wir noch etwas genauer nach.
Es stellte sich heraus, dass seit längerer Zeit bekannt war, dass der aktuelle Geschäftsführer in naher Zukunft in Pension geht und ein Nachfolger gesucht wird. Der Verwaltungsrat hielt es für eine gute Idee, die potentiellen Kandidaten in der Geschäftsleitung im Dunkeln zu lassen, wie die Stelle besetzt werden könnte. «Wenn sie im Wettbewerb zueinanderstehen, strengen sie sich mehr an», lautete die Begründung.
Es zeigt sich, dass dieses Vorgehen alles andere als günstig war, um Zusammenarbeit innerhalb der Geschäftsleitung zu fördern. Die Konkurrenz, die unter den GL-Mitgliedern entstand, verhinderte, dass sie sich kooperativ zeigten. Somit war die Arbeitsfähigkeit in diesem Gremium nicht gegeben. Der Wettbewerb, der vermeintlich zu besseren Leistungen führen sollte, schwächte in diesem Fall das Gremium und damit die ganze Organisation.
Konkurrenzausschluss ist nach Manfred Gellert und Claus Nowak eine Voraussetzung für die Arbeitsfähigkeit von Teams, Gruppen oder Gremien. Diese ist gegeben, wenn die Beteiligten nicht um Zuwendung, Ressourcen oder Positionen konkurrieren und wenn sie keinen Neid empfinden, falls ein anderes Teammitglied «erfolgreicher» ist. Konkurrenzausschluss ist vorhanden, wenn bei Überlegenheit anderer Teammitglieder der Kontakt zur eigenen Kompetenz nicht verloren geht und die jeweiligen Fähigkeiten angemessen eingebracht werden können, ohne darum kämpfen zu müssen. Schlussendlich gehört zum Konkurrenzausschluss auch, dass Wissen und Informationen nicht bewusst zurückgehalten werden.
Damit Konkurrenz nicht zum Hindernis für Kooperation wird, braucht es nicht nur den Willen der beteiligten Mitglieder des Teams, der Gruppe oder des Gremiums. Sondern vor allem auch Strukturen und Systeme, die nicht auf Konkurrenz aufbauen. Dazu könnte zum Beispiel der Verzicht auf Incentivierung im Zusammenhang mit Individualzielsetzungen innerhalb der GL gehören. Eine Kultur des Gemeinsamen ist sehr viel mächtiger als ein permanentes Gegeneinander.
Wie sieht es bezüglich Konkurrenz in Ihrer Organisation aus? Welche Strukturen befeuern Konkurrenz bei Ihnen? Wie erleben Sie die Kooperation dadurch? Und welche Arbeit am System bräuchte es bei der Organisation, damit weniger Konkurrenz geschaffen wird?
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