Chantal Beyeler ist die Leiterin der Fachstelle Zukunftsmodelle bei der SBB und Geschäftsführerin der Stiftung Valida. Sie führte ursprünglich das Projekt zur Analyse und Entwicklung dieser Modelle. Wenn Fachpersonen, Case Manager und Personalberatende innerhalb der SBB Fragen zu Pensionierungsmodellen oder Lebensarbeitszeit haben, können sie sich an Chantal Beyeler und ihr Team wenden.
crearium hat mit ihr über diese Modelle gesprochen und stellt in diesem Blogbeitrag die innovative Idee vor.
Chantal, was war der Auslöser für die Entwicklung eurer Zukunftsmodelle?
Die demografische Entwicklung stellt die SBB in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren vor einige Herausforderungen. Sie könnte zum Beispiel zu einem Knowhow-Verlust für das Unternehmen oder zu zunehmenden Invalidisierungen und krankheitsbedingten Fehltagen in stark belasteten Berufsgruppen führen. Gleichzeitig verändern sich die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden – in allen Altersgruppen wünschen sich die Mitarbeitenden mehr Möglichkeiten, die Arbeitszeit besser an ihre Lebenssituation anzupassen.
Wie seid ihr dann vorgegangen?
Unser Ziel ist es, dass unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesund arbeiten können und gesund in den Ruhestand gelangen. Also suchten wir im Dialog mit den Mitarbeitenden, unseren Sozialpartnern, Experten und anderen Firmen nach möglichen Modellen. Seit Mai 2015 bieten wir drei Pensionierungsmodelle und ein Lebensarbeitszeitmodell an.
Wie sieht das Lebensarbeitszeitmodell aus und für welche Zielgruppe ist das Angebot bestimmt?
Das Lebensarbeitszeitmodell Flexa ermöglicht allen Mitarbeitenden, Teile ihres Lohnes und/oder ihrer Arbeitszeit anzusparen und später als Zeit wieder zu beziehen. Zum Beispiel für einen grösseren Urlaub, eine Arbeitszeitreduktion oder einen gleitenden Ausstieg.
Was ist der Unterschied bei den drei Pensionierungsmodellen?
Das Modell Activa ermöglicht Mitarbeitenden ab 60 Jahren eine Senkung des Beschäftigungsgrades vor der Pensionierung und eine Verlängerung der Tätigkeit über die Pensionierung hinaus.
Im Modell Valida können Mitarbeitende ab 60 Jahren in besonders belasteten Berufsgruppen und mit tiefem Lohnniveau vorzeitig ganz oder teilweise in den Vorruhestand treten. Und das mit einer finanziellen Abfederung durch die Stiftung Valida.
Das Modell Priora ermöglicht Mitarbeitenden in besonders stark belasteten Berufsgruppen oder einem tiefen Lohnniveau, die kurz vor der Pensionierung stehen, früher oder teilweise in den Ruhestand zu treten. Die SBB finanziert einen höheren Anteil an der Überbrückungspension.
Wie kommen die neuen Modelle beim Personal an?
Im Dialog um die neuen Arbeitszeit- und Pensionierungsmodelle gingen wir auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein. Ein wichtiger Punkt war, dass sich die Leute mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit und mehr Entlastung im Alter wünschen. Dem sind wir nun nachgekommen und haben eine echte Win-Win-Lösung gefunden. Durch die sorgfältige und breit abgestützte Ausarbeitung der Modelle erleben wir ein grosses Commitment bei den Führungskräften, den Mitarbeitenden und unseren Sozialpartnern.
Welche Erfahrungen macht ihr bis jetzt?
Das Modell Flexa wird schon rege angewendet. Das Modell Activa wird als attraktiv eingestuft, braucht aber noch etwas Zeit in der Etablierung. Die Modelle Valida und Priora entwickeln sich gemäss unseren Erwartungen. Für eine Beurteilung, wie sich die Modelle auf Invalidisierungen und krankheitsbedingte Fehltage auswirken, ist es knapp ein Jahr nach der Einführung noch zu früh.
Genauere Informationen zu den Modellen finden Sie in der Broschüre "Zukunftsmodelle" der SBB AG.
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