16.09.2020

Eine Organisation definiert für sich Prinzipien

In einer Retraite setzt sich ein Team mit diesen Prinzipien auseinander.

Prinzipien

Ein Team diskutiert die Prinzipien, an denen sich die Organisation orientiert.

Eine grosse Organisation aus dem Detailhandel beschäftigt sich mit der Zukunftsfähigkeit. Dabei wurde klar, dass es dringlich ist, als Organisation wendiger und adaptiver zu werden. Und dass es dazu hilfreich ist, die eigene Innovationskraft und die Kreativität innerhalb der Organisation zu fördern. Darum hat sich eine Gruppe von Menschen mit den Strukturen in dieser Organisation befasst und passend zur Identität dieser Organisation Prinzipien rund um die Themen Führung, Wertschöpfung und Zusammenarbeit verfasst. Wie diese Organisationsprinzipien nun genutzt werden und was der Unterschied zu Regeln ist, war das Thema in einer Retraite mit einem Team aus dieser Organisation. Davon handelt dieser Blogbeitrag.

Was ist der Unterschied zwischen Regeln und Prinzipien?

Auch in diesem Team war nicht von Anfang klar, was der Unterschied zwischen Regeln und Prinzipien ist und welche Konsequenzen oder Unterschiede sich daraus in der Arbeit ergeben. Darum war es zuerst einmal wichtig, ein gemeinschaftliches Verständnis über die Unterschiede zu erlangen, bevor wir in den Dialog über die definierten Prinzipien eintauchten. Ein praktisches Beispiel zu diesem Unterschied bietet übrigens die Coronazeit (siehe unser Blogbeitrag vom 22. April 2020).

Gegenüberstellung

RegelnPrinzipien
  • Regeln regeln Probleme.
  • Regeln gibt es nur für bekannte Probleme – mit unbekannten Problemen können Regeln nicht umgehen.
  • Viele Regeln für viele Probleme.
  • Wer die Regel erstellt, kontrolliert und sanktioniert die Einhaltung respektive Nichteinhaltung.
  • Eine Regel verlangt eine genaue Ausführung und Befolgung.

  • Regeln schaffen in einem komplizierten Umfeld Sicherheit.
  • Prinzipien geben Orientierung für Werte und für Entscheidungen.
  • Prinzipien geben Hinweise auch für unbekannte Situationen/Probleme.

  • Wenige Prinzipien für viele Probleme.
  • Alle können darüber reden und einfordern.

  • Ein Prinzip verlangt Interpretation, eigenes Denken und die Kontextbetrachtung.
  • Prinzipien schaffen Sicherheit durch Universalität und nützen auch bei Komplexität.

Was verändert sich bei der Benutzung von Prinzipien in der Arbeit?

In einem nächsten Schritt haben wir die Prinzipien der Organisation angeschaut. Wir suchten nach Beispielen aus dem Alltag und diskutierten, welche Auswirkungen die Prinzipien auf die Arbeit und die Zusammenarbeit haben.

Hier die Erkenntnisse daraus:

  • Für eine Organisation, die bisher über ein starkes Regelwerk geführt wurde, ist die Arbeit mit Prinzipien neu und ungewohnt.
  • Die Kontextbetrachtung ist ein wichtiger Bestandteil bei Prinzipien. Darum braucht es Transparenz über die Informationslage.
  • Bei Prinzipien ist es wichtig, dass alle einfordern und auch das Gespräch oder den Austausch darüber führen. Das ist am Anfang ungewohnt und es bilden sich neue Kommunikationsmuster: mehr Fragen im Austausch, mehr Perspektivenwechsel, mehr soziale Dichte durch Austausch.
  • Wenn ich selber unsicher bin, was nun klug ist, kann ich andere konsultieren und muss nicht auf die Anweisung einer Führungskraft warten.
  • Als Führungsperson ist es hilfreich, den Rahmen zu unterstützen, der den Austausch über die Prinzipien ermöglicht und den Fokus weg von der Kontrolle zu lenken.

Auch dieses Team hat erlebt, dass der Austausch über die Prinzipien hilfreich ist. Am Schluss der Veranstaltung war darum klar, dass es noch weitere Dialogmöglichkeiten darüber wünscht.

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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