Die Wirtschaftswelt wird zunehmend komplex. Bei Komplexität sind Vorhersagen unmöglich. Pläne, Strategien und (Command&Control) Management beruhen jedoch auf Vorhersagen. Sie sind nicht geeignet, um in einem komplexen Umfeld zu bestehen.
Einen Ansatz, um als Organisation in einem komplexen Umfeld zukunftsfähig zu bleiben, hat Peter M. Senge, ein US-amerikanischer Forscher im Bereich der Organisationsentwicklung, mit dem Konzept der «Lernenden Organisation» entwickelt. Senge vertritt den Standpunkt, dass fünf Fertigkeiten (Disziplinen) beherrscht sein müssen, um lernende Organisationen zu entwickeln:
Eine Lernende Organisation unterscheidet sich grundlegend von einer herkömmlichen Organisation, indem sie hohe Könnerschaft in diesen fünf Disziplinen erreicht hat. Wie bei jeder Disziplin (Fussball, Bogenschiessen, Klavierspielen, Elektrotechnik…) kann jeder Mensch durch Übung zum Meister werden. Und wie bei jeder Disziplin braucht es kontinuierliches Üben, um ein einmal erlangtes Niveau zu halten.
Visionen sind die positiv formulierte Vorstellung davon, welche Zukunft ein Unternehmen schaffen will oder zu der ein Unternehmen beitragen will. Mit der Unternehmensvision gibt ein Unternehmen also die Richtung an, in die sich das Unternehmen entwickeln soll. Daher sind Visionen inspirierend und motivierend. Als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter bin ich von dieser Vision überzeugt – auch, weil sie meine persönliche Vision trifft (daran anschliesst). Dann will ich in diesem Unternehmen arbeiten, weil ich einen Beitrag beisteuern will, damit diese Vision Wirklichkeit wird.
Zur Disziplin der gemeinsamen Vision gehört die Fähigkeit, gemeinsame «Zukunftsbilder» freizulegen. Gemeinsame Visionen beziehen ihre Macht aus einem tiefen gemeinsamen Interesse und sie verändern die Beziehung der Menschen zum Unternehmen. Es gibt keine lernende Organisation ohne eine gemeinsame Vision. Wenn wir eine gemeinsame Vision haben, sind wir eher bereit, unsere Denkweisen offenzulegen, tief verwurzelte Überzeugungen aufzugeben und persönliche und organisationelle Fehler einzugestehen. Personal Mastery ist die Grundlage für die Entwicklung gemeinsamer Visionen.
Ein Mitglied einer Organisation hat eine von mehreren, unterschiedlichen Haltungen:
Engagement | Will die Vision. Wird sie verwirklichen. Schafft alle notwendigen Strukturen. |
Teilnehmerschaft | Will die Vision. Wird alles tun, was im «Sinn des Gesetzes» ist. |
Echte Einwilligung | Sieht die Vorteile der Vision. Tut alles, was erwartet wird, und mehr. Folgt den «Buchstaben des Gesetzes» («Gute Soldaten»). |
Formelle Einwilligung | Sieht im Grossen und Ganzen die Vorteile der Vision. Tut, was erwartet wird, aber nicht mehr («Brauchbare Soldaten»). |
Widerstrebende Einwilligung | Sieht die Vorteile der Vision nicht. Will andererseits Arbeit nicht verlieren. Tut gerade noch, was erwartet wird, weil er es muss, macht aber gleichzeitig deutlich, dass er nicht wirklich dahintersteht. |
Nichteinwilligung | Sieht die Vorteile der Vision nicht. Tut nicht, was erwartet wird. «Das tue ich nicht; niemand kann mich dazu zwingen.» |
Apathie | Weder für noch gegen die Vision. Kein Interesse, keine Energie. «Ist nicht bald Feierabend? / Können wir das Thema wechseln?» |
Heutzutage ist die «Vision» ein vertrauter Begriff. Wenn man genauer hinschaut stellt man fest, dass es sich bei den meisten Visionen um die Vision eines Einzelnen (oder einer einzelnen Gruppe) handelt, die der Organisation aufgepfropft wird. Solche Visionen stossen bestenfalls auf Einwilligung, aber sie wecken selten Engagement.
Wie stehen Sie zur Vision Ihrer Organisation?
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