12.10.2022

Die Visionswerkstatt

Eine Haltung kann nicht verordnet werden.

Visionswerkstatt

In der Visionswerkstatt an seiner eigenen Vision arbeiten.

Eine Organisation hat für sich ein neues Leitbild erarbeitet. Es besteht aus Vision, Mission und Strategie. Dadurch erhält das Unternehmen in Teilen eine neue Ausrichtung. Wie das Unternehmen die Mitarbeiter:innen bei der Auseinandersetzung mit der Vision unterstützte, davon handelt dieser Blogbeitrag.

Eine von vielen geteilte Vision entfaltet Wirkung

Eine Unternehmensvision entfaltet nur dann eine Wirkung, wenn sie von vielen Menschen im Unternehmen geteilt und so zu einer gemeinsamen Vision wird. Peter Senge spricht dies im Kapitel «Shared Vision» seines Buchs «Die fünfte Disziplin» an:

«Eine gemeinsame Vision ist keine Idee. Sie ist eher eine Kraft im Herzen der Menschen, eine Kraft von eindrucksvoller Macht.»

Darum war es der Unternehmensleitung wichtig, dass die Mitarbeiter:innen Gelegenheit hatten, sich mit der Vision auseinanderzusetzen.

Persönliche Vision entwickeln

Das Unternehmen schaffte Raum für diese Auseinandersetzung im Wissen, dass eine Haltung zur Vision nicht verordnet werden kann. Darum veranstaltete die Organisation unter anderem Workshops im Einladungsprinzip, an denen sich die Mitarbeiter:innen über die Unternehmensvision und ihre Bedeutung für die einzelnen Personen Gedanken machten. Die Unternehmensleitung erkannte, dass sich die Disziplin «Shared Vision» nicht auf die geschäftliche Ebene beschränken muss. Sie kann durchaus eine Gelegenheit sein, sich auch mit seiner eigenen, persönlichen Vision zu befassen. Die Organisation ist überzeugt, dass die Mitarbeiter:innen ihre Haltung* zur Unternehmensvision dadurch finden, wenn sie ihre eigene, persönliche Vision mit der Vision des Unternehmens abgleichen.

Die Visionswerkstatt

Die Entwicklung einer persönlichen Vision erfordert Engagement. Es ist keine einfache Sache, die man mal so eben nebenbei erledigt. Es braucht dafür einen Grad an Selbstanalyse, der möglicherweise ungewohnt ist. Wir sind auch nicht so geübt darin, uns vertieft zu überlegen, was unsere tiefsten Wünsche sind, die uns antreiben. Deshalb hat die Unternehmensleitung die «Visionswerkstatt» angeboten.

In der Visionswerkstatt erhalten die Teilnehmer:innen Impulse, um sich mit der eigenen, persönlichen Vision auseinanderzusetzen. Diese Auseinandersetzung erfolgt individuell, erzielte Ergebnisse bleiben persönlich. Die Zeit, die in der Visionswerkstatt zur Verfügung steht, ist begrenzt. Für das Aufspüren der eigenen Vision sind Zeit und Raum die wichtigsten Voraussetzungen und je nach Person gibt es da ein anderes Zeitbedürfnis. Darum haben sich die Teilnehmer:innen bereits im Vorfeld der Visionswerkstatt ihrer Vision zugewendet und sich schon mal erste Gedanken dazu gemacht. In der Visionswerkstatt selber haben sie dann die ersten Gedanken, Ideen, Visionen geprüft, hinterfragt, Gründe für Hindernisse gesucht, vertieft, erweitert, geschärft und geklärt. Das war dann «Werkstattarbeit». Im letzten Teil der Visionswerkstatt fand der Abgleich mit der Unternehmensvision mit folgenden Fragen statt:

  • Wenn du deine persönliche Vision mit der Vision der Organisation vergleichst: wo siehst du Übereinstimmungen?
  • Wo siehst du Gegensätze?
  • Welche Auswirkungen haben diese Übereinstimmungen/Gegensätze auf dich, dein Leben und deine Arbeit?
  • Welche Rolle bei der Arbeit würde sich aufgrund deiner persönlichen Vision für dich anbieten?
  • Gibt es diese Rolle in der Organisation bereits? Wenn nein: wie könntest du sie schaffen oder darauf einwirken, dass diese Rolle geschaffen wird?

Natürlich blieben auch diese Gedanken privat.

Die eigene Haltung entwickeln

Während der Werkstattarbeit war es sehr still, die Konzentration sehr hoch. Am Schluss teilen die Teilnehmer:innen ihre Erkenntnisse zu folgenden zwei Fragen:

  • Was habe ich heute über mich gelernt?
  • Was hat mir geholfen, meine Vision weiter zu verdeutlichen?

Das strukturierte Vorgehen und die Anleitungen und Fragen waren laut dem Feedback sehr hilfreich, um der eigenen Vision nachzuspüren und sie dann auch mit der Unternehmensvision abgleichen zu können. Folgende Rückmeldung verdeutlicht dies gut: «Ich habe heute viel über mich gelernt. Nun ist mir auch klar geworden, warum ich meine Rolle gewählt habe und was mein nächster Schritt ist.»

 

*Mögliche Haltungen zu einer Vision:

Engagement Will die Vision. Wird sie verwirklichen. Schafft alle notwendigen Strukturen.
Teilnehmerschaft Will die Vision. Wird alles tun, was im «Sinn des Gesetzes» ist.
Echte Einwilligung Sieht die Vorteile der Vision. Tut alles, was erwartet wird, und mehr. Folgt den Buchstabend des Gesetzes – «Gute Soldaten».
Formelle Einwilligung Sieht im Grossen und Ganzen die Vorteile der Vision. Tut, was erwartet wird, aber nicht mehr. «Brauchbare Soldaten».
Widerstrebende Einwilligung Sieht die Vorteile der Vision nicht. Will andererseits seine Arbeit nicht verlieren. Tut gerade noch, was erwartet wird, weil er es muss, macht aber gleichzeitig deutlich, dass er nicht wirklich dahintersteht.
Nichteinwilligung Sieht die Vorteile der Vision nicht. Tut nicht, was erwartet wird. «Das tue ich nicht; niemand kann mich dazu zwingen.»
Apathie Weder für noch gegen die Vision. Kein Interesse, keine Energie. «Ist nicht bald Feierabend?»

Quelle: Die fünfte Disziplin. Peter M. Senge.

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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