08.11.2023

Die gleiche Aufgabe: früher kompliziert, jetzt komplex

Wenn Unternehmen erkennen, dass sie klassische Aufgaben aufgrund der zunehmenden Komplexität anders angehen müssen.

Planung

Aufgrund der zunehmenden Komplexität gleicht Planung immer mehr dem Blick in die Kristallkugel.

Die (theoretische) Unterscheidung von kompliziert und komplex wurde schon oft gemacht. Das hilft für das theoretische Verständnis. Nur braucht es in den Organisationen auch viel praktisches Verständnis. Zum Beispiel das Verständnis, dass bisherige komplizierte Aufgaben/Probleme neuerdings komplexe Aufgaben/Probleme sind. Und somit nicht mehr mit den bisherigen Prozessen (die für komplizierte Aufgaben geschaffen wurden) gelöst werden können. Dann braucht es Arbeit AM System.

Aufgaben mit Management lösen

Ein gutes Beispiel dafür ist die Rekrutierung bzw. Personalplanung. Bislang war das eine klassische Aufgabe, die mit der Organisationsform Management erledigt wurde und für die es Best (oder zumindest Good) Practice gab. Sie wurde als komplizierte Aufgabe betrachtet*: Aufgrund der anstehenden Produktion (gemäss Budget) konnte der Personalbedarf ermittelt werden. Allenfalls musste (auf einem riesigen Feld mit Arbeitnehmer:innen) zusätzliches Personal rekrutiert werden. Es gab klare Anforderungskriterien und wer diesen am besten entsprach, erhielt den Job.

Planung ist immer weniger möglich

Neuerdings lässt sich aber der künftige Personalbedarf nicht mehr so gut planen (weil viel Unvorhergesehenes passiert oder ungewöhnlich viele Mitarbeiter:innen das Unternehmen verlassen). Planung ist ein Kernelement der Organisationsform «Management». Management zeichnet sich aus durch

  • planen (z.B. Budget)
  • vorgeben/Ziele setzen (Push)
  • ausführen/umsetzen
  • kontrollieren
  • korrigieren
  • belohnen (z.B. Bonus)/bestrafen

Wenn also Planung als Grundvoraussetzung für Management nicht gut möglich ist, sind die darauffolgenden Schritte der Organisationsform Management auch kaum durchführbar. Die Organisationsform Management kommt dann an ihre Grenzen.

Komplizierte Aufgabe wird komplex

Auch die Rekrutierung ist komplexer geworden zu früher. Dies aus verschiedenen Gründen:

  • Es sind weniger potentielle Mitarbeiter:innen verfügbar sind (Arbeitnehmer:innenmarkt)
  • Die Ausbildungen und Erfahrungen der Kandidat:innen sind nicht mehr so einfach vergleichbar
  • Die ausgewiesenen Ausbildungen und Erfahrungen sind nicht mehr im gleichen Mass nützlich für heutige Situationen
  • Die Kandidat:innen stellen (andere) Ansprüche, Bedürfnisse und Prioritäten (Stichwort Generation Z)

Somit ist aus der klassischen (Management)Aufgabe «Rekrutierung» eine komplexe Aufgabe geworden, die mit anderen Mitteln bearbeitet werden muss (zum Beispiel Peer Recruiting). Diese Instrumente setzen auch andere Haltungen und Menschenbilder voraus.

Komplexe Aufgaben können nicht mehr mit Methoden für Kompliziertheit gelöst werden

Diese Verschiebung von einer bislang komplizierten Aufgabe zu einer neuerdings komplexen Aufgabe muss ein Unternehmen verstehen. Wenn das ein Unternehmen nicht bemerkt, versucht es, eine neuerdings komplexe Aufgabe wie bisher mit einer komplizierten Methode zu lösen. Das funktioniert nicht.

Wo sehen Sie in Ihrem Unternehmen Aufgaben, die bisher kompliziert waren und zunehmend komplex werden?

 

* Viele Aufgaben, die bislang als kompliziert betrachtet und angegangen wurden, haben auch komplexe Anteile. Diese konnten jedoch ohne grossen Nachteil vernachlässigt werden.

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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