10.07.2019

Der eigene Umgang mit der Transformation

Auf dem beruflichen Weg begegnen uns immer wieder tiefgreifende Veränderungen.

Transition

Bei einer Transition findet ein innerer, individueller Prozess statt.

In der Standortbestimmung und im Coaching sind Umbrüche ein grosses Thema. Wenn ich nur die letzten Wochen betrachte, ist es ein allgegenwärtiges Thema. Nicht nur, dass Organisationen im Paradigmenwechsel gefordert sind, sondern auch wir als Individuen müssen uns mit Musterwechseln auseinandersetzen. Beispielsweise, wenn ein Journalist feststellt, dass sich der eigene Beruf komplett verändert. Oder wenn sich eine Führungskraft mit der eigenen Rolle auseinandersetzt. Oder wenn ich als Individuum meine eigene Entwicklungsgeschichte betrachte. Was ist, wenn das Altbekannte nicht mehr greift, sich das Neue aber noch nicht abzeichnet? Als Mensch fordert mich das in meiner Identität heraus. Damit ich ein Verständnis für mich selber entwickeln kann, ist es hilfreich zu verstehen, was mit mir passiert. Davon handelt dieser Blogbeitrag.

Unterschied Change und Transformation

Als erstes finde ich es hilfreich, die Begriffe «Change» und «Transformation» differenziert zu betrachten. William Bridges, einem amerikanischen Berater, versteht unter Change den äusseren Wandel, also die Veränderung einer Situation. Zum Beispiel die Ablösung eines Computerprogramms. Die Transformation beinhaltet einen Change und eine Transition. Der Begriff Transition bezeichnet einen inneren, individuellen Prozess, der eine emotionale Wandlung abbildet. Das kann bedeuten, dass sich Verhaltensmuster, Werte oder auch Glaubensätze verändern. Und genau dieser innerliche Wandel erschüttert uns in unserer Identität.

Transitionsmodell nach William Bridges

Was genau passiert in einer Transition? Auch hier finde ich das Modell von William Bridges sehr hilfreich.

Jede Transition beginnt mit einem Abschluss. In der ersten Phase gilt es, sich von gewohnten Abläufen und Verhaltensweisen zu lösen und den Verlust von Bekanntem zu bewältigen. Nur so entsteht die Bereitschaft, sich der zweiten und dritten Phase zu öffnen. In dieser Phase zeigen Betroffene oftmals Wut, Trauer oder Angst.

Die zweite Phase, die neutrale Zone oder auch als Niemandsland bezeichnet, beschreibt den Zwischenraum zwischen dem Abschiednehmen vom Gewohntem und dem Beginn von Neuem. Erste äusserliche Veränderungen beginnen zu greifen, aber wir brauchen Zeit, um uns an das Neue zu gewöhnen. Häufige Emotionen dabei sind Zweifel, Verwirrung und Unsicherheit.

Die dritte Phase, der Neuanfang, verläuft selten planbar ab und ist zeitlich nicht absehbar. Oft wünschen wir uns zwar eine Stabilisierung sehnlichst herbei, übersehen dabei aber die ersten Pflänzchen der dritten Phase. Erst mit der Zeit, wenn sich frische Energie, Sicherheit, neue Verhaltensmuster und neue Werte stabilisieren, werden wir uns der dritten Phase bewusst.

Was hilft in der Transition?

Trotz vielfältiger Chancen und innerer Wachstumsmöglichkeiten reagieren wir Menschen unterschiedlich auf Transitionsprozesse. Ein Beispiel ist die Pubertät. Für die einen war es eine schwierige Zeit, geprägt von Unsicherheit und Suchprozesses – für andere eine tolle Zeit des Ausbrechens und des Ausprobierens. Es ist daher hilfreich zu reflektieren, welche Erfahrungen mit Umbrüchen ich bereits gemacht habe. Ebenfalls hilfreich ist die Erkenntnis, dass es in einer Transition einen Zeitpunkt gibt, in dem jede Form von Umkehr ausgeschlossen ist.

Möchten Sie mehr über den individuellen Umgang von Umbrüchen hören? Im Juli 2019 nahm ich an einem Online-Gespräch mit drei anderen Beratern teil. Wir diskutieren darüber, was Menschen in der Transition unterstützt. Schauen Sie sich das Gespräch nachträglich an: https://www.youtube.com/watch?v=O2KUOi1boDg (YouTube, 38 Minuten)

Literaturhinweis: William Bridges, 2009, Managing Transition. De Capo Press.

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

Alle Blogbeiträge dieser Autorin

Neue Antwort auf Kommentar schreiben

Ich akzeptiere die Datenschutzbestimmungen.

Kommentare (2)

  • Karl Leinstein am 11.07.2019
    Ich denke in der Soziologie kann man erkennen, wenn man sich damit beschäftigen will, worum es geht . Nämlich um Organisationsstrukturen und Kommunikation. Um "Veränderungen" wirksam zu gestalten muss man an die veralteten Organisationsstrukturen heran gehen und diese irgendwie auflösen. Das erfordert einiges an Umdenken auf Seiten der "Führungskräfte" und denjenigen die quasi "die Arbeit" sowieso schon machen. Um es gleich vorweg zu nehmen. Dafür gibt es KEINE Patentrezepte keine BLAUPAUSEN ! - Das muss erarbeitet werden. Learning is the Work (Harold Jarche) In dynamischer Wirtschaft führt kein weg daran vorbei.
    • Luzia Anliker am 12.07.2019
      @Karl Leinstein: Vielen Dank für Ihren Kommentar! Das Zitat von Harold Jarche hängt als Postkarte an meinem Pult und ist ein wunderbarer Reminder. Ich bin sehr gespannt, wie wir (Organisation, Führungskräfte und Individuen) die Veränderungen meistern und erfreue mich an allen, die bereit sind, in das Umdenken einzusteigen.
      #BetaCodex
zum Seitenanfang