28.02.2017, Entwicklung von Organisationen

«Das gemeinsame Mittagessen fördert den informellen Austausch»

Einmal pro Woche lädt eine Firma alle Mitarbeitenden zum Mittagessen ein. Was das bringt, erzählt der Geschäftsführer Jürgen Strauss im Interview.

Durch unsere Tätigkeit und aus unserem Umfeld erfahren wir immer wieder von Ideen, wie Unternehmerinnen und Unternehmer und Vorgesetzte einfache Formen von Organisationsentwicklung umsetzen, die aus unserer Sicht aussergewöhnlich und empfehlenswert sind. Dazu gehört das wöchentliche Teammittagessen der Firma I-AG. Die I-AG Wirtschaftsinformatik ist seit mehr als 30 Jahren Hersteller von Software-Branchenlösungen und beschäftigt 13 Mitarbeitende, zwei davon sind Lernende. Einmal pro Woche lädt die Firma alle Mitarbeitenden zum Mittagessen ein. Von Jürgen Strauss, Mitinhaber und Geschäftsführer, wollte ich mehr darüber wissen.

Jürgen Strauss, Geschäftsführer I-AG

Jürgen Strauss, Geschäftsführer I-AG Wirtschaftinformatik

Jürgen, wie soll ich mir dieses Mittagessen vorstellen?

Alle in der Firma wissen, dass wir einmal pro Woche zusammen essen gehen und die Firma die Kosten dafür übernimmt. Man kann sich dem Mittagessen anschliessen oder nicht. Es gibt keine Pflicht.

An welchem Wochentag findet das gemeinsame Essen statt?

Das ist nicht festgelegt, sehr unterschiedlich und meistens auch recht spontan. Am Morgen fragt jemand, ob die anderen auch Lust hätten, heute gemeinsam ins Restaurant zu gehen. Wir achten darauf, dass es nicht immer am gleichen Tag ist, damit auch die Mitarbeitenden mit einem Teilzeitpensum dabei sein können.

Und wer sucht das Restaurant aus?

Jede und jeder kann einen Vorschlag einbringen. Da wir das schon seit vielen Jahren so machen, hat sich ein gutes Dutzend Restaurant herauskristallisiert, die wir regelmässig besuchen. Es gibt keine Einschränkungen und es dürfen auch neue Restaurants vorgeschlagen werden.

Was bezweckst du mit dem gemeinsamen Mittagessen?

Das gemeinsame Essen fördert den Zusammenhalt. Es wirkt sich positiv auf die Zusammenarbeit aus, wenn man sich auch von einer eher privaten Seite kennt. Zudem ist in einem Informatikbetrieb wie bei uns der informelle Austausch sehr wichtig. Das gemeinsame Mittagessen fördert das. Hier können wir miteinander ohne Zielsetzung oder Vorgaben reden.

Und über was redet ihr dann?

Das ist völlig offen. Manchmal über geschäftliche Themen, über Fachthemen, über das Wetter oder über die Ski-WM. Je nach Gruppengrösse gibt es auch mehr als ein Gesprächsthema.

Welche weiteren Vorteile siehst du beim gemeinsamen Mittagessen?

Die Mitarbeitenden nehmen diese Möglichkeit sehr positiv wahr und honorieren sie auch. Sie drückt eine gewisse Grosszügigkeit und Wertschätzung den Mitarbeitenden gegenüber aus. Das wird mit einem guten Arbeitsklima belohnt. Was wiederum zu einer höheren Effizienz und einer besseren Produktivität führt. Aber gemessen haben wir das noch nie.

Wie viel kostet das Unternehmen diese Mittagessen?

Je nach Anzahl Personen zwischen 300 und 500 Franken pro Woche. Ich finde, das ist gut investiertes Geld. In der Informatik sind die Mitarbeitenden und ihr Know-how die wertvollste Ressource. Mit ihnen sorgsam umzugehen ist für mich selbstverständlich.

Kommen immer alle oder gibt es auch Personen, die nie daran teilnehmen?

Die Teilnehmerzahl schwankt jedes Mal. Es kann durchaus vorkommen, dass es jemandem grad nicht passt, weil er oder sie schon abgemacht hat oder über den Mittag etwas besorgen will. Dass jemand nie mitkommt hat es noch nie gegeben. Diese Person würde vermutlich auch nicht in die Firma passen.

Wie gut ist das gemeinsame Mittagessen mit allen Mitarbeitenden für andere Organisationen geeignet?

Wir haben sicher eine gute Grösse dafür. Firmen mit mehr Angestellten würden das dann eher auf Abteilungsebene machen. Und es braucht auch die richtigen Leute dazu, beziehungsweise ist eine Frage der Unternehmenskultur.

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Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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